INTRO – Deutsch als Zweitsprache A2 – Freizeit/Natur und Umwelt
Bei dem Heft „INTRO – Deutsch als Zweitsprache A2 – Freizeit/Natur und Umwelt“ handelt es sich um ein Arbeitsheft, dass speziell für die Schülerinnen und Schüler[1]konzipiert wurde, die die deutsche Sprache komplett neu erlernen. Es ist 2018 erstmalig im Westermann-Verlag erschienen. Besonders geeignet ist es für Lernende aller Schulformen ab der fünften Klasse; es kann aber auch gut in Auslandsschulen zum Einsatz kommen. Das Arbeitsheft ist Bestandteil eines Lehrwerksverbundes, zu dem auch binnendifferenzierte Arbeitsmaterialien und ein Alphabetisierungsband gehören, die auf die Arbeit mit heterogenen Lerngruppen und Sprachlernklassen abgestimmt sind. Ziel ist die möglichst gute Vorbereitung auf den Einstieg in den Regelunterricht. Das Thema Landwirtschaft wird besonders im Kapitel „Pflanzen im Jahresverlauf: Obst- und Gemüseanbau“ und „Nutztiere: Kühe für die Milchproduktion“ thematisiert.
Lernziele und Kompetenzen
Das Lehrwerk eignet sich primär dafür, die Schüler an die deutsche Sprache heranzuführen und alltagstaugliches Wissen zu vermitteln. Neben den sprachlichen Kompetenzen werden aber auch fachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten angebahnt. So lernen die Schüler auf den Seiten zum Thema Niederschlag, das dieser in Deutschland unterschiedlich verteilt ist. In diesem Zusammenhang wird auch die grundlegende geographische Arbeitsmethode des Lesens und Auswertens von thematischen Karten eingeführt. Fachbegriffe, wie „Niederschlagsmenge“ oder „Regenmesser“ werden genannt und verschiedene Niederschlagsarten behandelt.
Die Seiten zum Gemüseanbau in Deutschland setzen sich mit grundlegenden Fragen der Regionalität und Saisonalität auseinander. Dazu wird unter anderem ein Saisonkalender für unterschiedliche Produkte ausgewertet. Beim Thema Milchproduktion lernen die Schüler die Produktionsabläufe bei der Herstellung von Joghurt kennen.
Besonders hervorzuheben ist, dass neben der Vermittlung von sprachlichen und fachlichen Kompetenzen auch grundlegende fachübergreifende Arbeitstechniken gelernt werden, wie zum Beispiel das Lesen und Auswerten von Diagrammen und Grafiken sowie die Beschreibung von Bildern.
Aufbau und Analyse der Kapitel
Das Lehrwerk verfügt über einen Hefteinband und besteht insgesamt aus 87 Seiten. Bereits im Inhaltsverzeichnis wird sichtbar, dass das Heft sich in zwei Teile aufgliedert. Während sich der eine primär dem Thema Freizeit zuwendet und fünf Kapitel umfasst, setzt sich der zweite mit dem Thema Natur und Umwelt auseinander und ist mit sechs Kapiteln etwas umfangreicher. Die Kapitel an sich sind unterschiedlich lang und bieten verschiedene themenbezogene Materialien an. Aus konzeptioneller Sicht entspricht das Lehrwerk einem klassischen Arbeitsheft, zu dem zumeist ein Schulbuch gehört, indem sich weitere Materialien zu einer bestimmten Thematik befinden. Die Kapitel des Arbeitsheftes beginnen also direkt mit inhaltlichen Aspekten. Bilder, Texte, Grafiken, Diagramme und Aufgaben werden auf den Seiten miteinander kombiniert. Um wichtige Aspekte herauszustellen, wird mit farbigen Markierungen oder Merkkästen gearbeitet. Auch die Texte sind teilweise farbig unterlegt und werden von Bildern begleitet, die der zusätzlichen Illustration des Gelesenen dienen. Die letzte Seite zeigt die Bild- und Quellenverweise.
Die Inhalte zur Landwirtschaft lassen sich zum einen dem Kapitel „Pflanzen im Jahresverlauf“ zuordnen. Hierbei sind es insgesamt fünf Doppelseiten: „Der Obstbauer – Trennbare Verben“, „Buntes Obst und Gemüse – Farben benennen“, „Gemüseanbau in Deutschland – Grafiken beschreiben“, „Gemüseanbau in Deutschland – Präsentieren“ und „Auf dem Markt – Argumentieren“. In einem weiteren Kapitel „Nutztiere: Kühe für die Milchproduktion“ lassen sich alle drei Doppelseiten diesem Schwerpunkt zuordnen: „Produktionsabläufe (Fruchtjoghurt) – Abläufe beschreiben“, „Betriebsbesichtigungen bei Schwarzwaldmilch – Hörverstehen und Inversion“ sowie „Das Rind – Leseverstehen“.
Reflexion
Insgesamt lässt sich nach der Betrachtung und Analyse der Kapitel sagen, dass das Arbeitsheft einheitlich, schülerorientiert und übersichtlich gestaltet ist. Besonders die Vielzahl der altersadäquaten Darstellungen und motivierenden Bilder ist hervorzuheben. Daneben ist die Konzeption des Heftes sehr löblich, da sich an den Vorgaben des Regelunterrichts orientiert wurde und alltägliche Kompetenzen, wie beispielsweise das Lesen von Diagrammen, Auswerten von Texten und anderen grafischen Elementen eingeübt werden. Auch Situationen des Alltags wie das Ausfüllen eines Formulars oder das Ablesen eines Thermometers werden thematisiert. Die Seiten des Heftes sind gut mit Materialien gefüllt, was leider in einigen Fällen etwas überladen wirkt. Die Texte nehmen auf diesen Seiten mehr als die Hälfte des vorgegebenen Materials ein, was die Schüler häufig demotiviert. Sie sind jedoch einfach geschrieben und in ihren Aussagen bewusst didaktisch reduziert an die Lerngruppe angepasst worden. Die Auswahl der Bilder ist zielführend und unterstützt die Sprachlerner beim Verstehen der Sachverhalte und Zusammenhänge. Durch die unterschiedliche Farbgebung wird die Monotonie des weißen Blattes aufgebrochen und die Schüler motiviert. Allerdings verbirgt sich hinter den Farben kein einheitliches Konzept, was jedoch mit Blick auf die Orientierung im Heft wünschenswert wäre. Auch die Zusammenstellung der Diagramme, Grafiken und Karten im Heft ist gut ausgewählt und passt zu den entsprechenden Lerninhalten. Die Aufgaben sind nicht operationalisiert formuliert, was sich aus der Tatsache heraus begründet, dass es in vielen Bundesländern kein Curriculum für das Fach Deutsch als Zweitsprache gibt. Sie sind dennoch leicht verständlich und mithilfe der Materialien auf den Seiten gut zu lösen. Wünschenswert wären an einigen Stellen differenzierte Aufgaben, um die inklusiven Lerngruppen noch gezielter zu fördern.
Im Kapitel „Pflanzen im Jahresverlauf“ wird auf insgesamt fünf Doppelseiten der Obst- und Gemüseanbau in Deutschland behandelt. Beim Obstbau steht die Arbeit des Bauern im Vordergrund. Seine tägliche Arbeit sowie die Arbeiten im Jahresverlauf werden dargestellt. Auf diese Weise trägt das Heft auch zur Berufsorientierung bei. Die einzelnen Aufgaben stellen unterschiedliche Materialien bereit, an denen die Lernenden die Abläufe nachvollziehen können. Neben dem Ordnen von Bildern, finden sich weitere Zuordnungsaufgaben sowie ein Lückentext, der von den Lernenden auszufüllen ist. Die folgende Seite befasst sich mit den Farben der einzelnen Gemüse- und Fruchtsorten. Dabei sollen die Lernenden ebenfalls zuordnen und so die Farben und die Pluralbildung einstudieren. Weiter hinten im Kapitel sind die Seiten zum Gemüseanbau angesiedelt. Darin wird das Auswerten von Saisonkalendern geübt. Auch wichtige Fachtermini wie Saisonalität und Regionalität werden genannt. Die folgende Doppelseite setzt sich ebenfalls damit auseinander und behandelt den Besuch auf einem Wochenmarkt. Hierbei wird die Bildbeschreibung thematisiert und den Schülern der Beruf des Erntehelfers vorgestellt. Auch dort wird die Berufsorientierung gefördert. Wünschenswert wäre es jedoch an dieser Stelle einen stärkeren Bezug zum regionalen außerschulischen sowie dem handlungsorientierten Lernen anzubieten, die den Lernenden einen direkten Einblick in die Abläufe auf einem Wochenmarkt geben würde. In diesem Setting könnte mit Blick auf das Anliegen des Lehrwerkes auch die Interaktion mit Muttersprachlern gefördert werden. Aus dem gekauften Obst und Gemüse könnte gemeinsam ein Smoothie zubereitet werden. Ein weiterer konzeptioneller Kritikpunkt ist die räumliche und zeitliche Trennung der beiden angesprochenen Themen. Zwischen den Seiten werden thematisch völlig andere Schwerpunkte gesetzt. Mit Blick auf den Aufbau von neuem Wortschatz und der Herstellung von inhaltlichen Verknüpfungen ist eine themenübergreifende Behandlung im Lehrwerk erstrebenswert.
Die Seiten des Kapitels „Nutztiere: Kühe für die Milchproduktion“ setzen sich zunächst mit der Produktion von Fruchtjoghurt auseinander. Dabei sollen die Lernenden Comic-Bilder und Textfragmente in die richtige Reihenfolge bringen und darauf aufbauend selbst recherchieren, wie Joghurt auch zuhause hergestellt werden kann. Obwohl diese Herangehensweise sehr handlungsorientiert ist und die Bilder einen guten Zugang bieten, wäre es angesichts des Alters der Schüler angebrachter, realitätsnähere Fotos auszuwählen. Dabei könnten die Abläufe in der Molkerei oder beim Milchwarenhersteller besser vermittelt werden. Auf der folgenden Doppelseite geht es um eine Betriebsbesichtigung in einer Molkerei. Es werden der Auszug einer Website sowie ein Hörauftrag gegeben, aus dem die Lernenden wichtige Informationen herausnehmen sollen. Die weiteren Aufgaben fokussieren auf einen fiktiven Milchviehbetrieb, zu dem Aussagen formuliert werden sollen. Wenngleich es die Aufgabe des Lehrwerkes ist, den Spracherwerb zu fördern, sollte hier auf die realen Webseiten zugegriffen werden, da die Lernenden auch in ihrem Alltag damit konfrontiert werden. Zudem wäre es angemessen, wenn auch hier das außerschulische Lernen stärker fokussiert werden würde. Dies könnte beispielsweise als berufsorientierende Maßnahme stattfinden. Auf der letzten Seite des Kapitels geht es um Rinder als Nutztier. Die unterschiedlichen tierischen Produkte werden in einem Text benannt und sollen herausgearbeitet werden. Hier könnte es für die Schüler Probleme bei der Unterscheidung von Rind und Kuh geben. Die Lehrkraft sollte daher darauf achten, dass hier fachlich richtige Aussagen getroffen werden.
Abschließend ist zu sagen, dass das Lehrwerk durch seine lebensweltlichen Bezüge und das behandelte Alltagswissen besticht. Auch die schülerorientierte Gestaltung der Seiten sowie die sprachlich angemessenen Texte sind positiv hervorzuheben. Dennoch weist das Heft einige konzeptionelle Schwächen auf, die sich besonders in der thematischen Strukturierung der Kapitel und in den wenig handlungsorientierten Zugängen zu den Lerninhalten zeigt. Auch das außerschulische regionale Lernen sowie die Berufsorientierung sollten in der Arbeit mit heterogenen Lerngruppen eine bedeutende Rolle spielen, da gerade diese Schüler oftmals Unterstützung bei der Berufswahl bedürfen.
[1]Im Folgenden findet aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum Anwendung.
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