Gesellschaft bewusst 1
Das Schulbuch „Gesellschaft bewusst 1“ ist 2017 erstmalig beim Westermann-Verlag erschienen und für das Kombinationsfach Gesellschaftswissenschaften geeignet, in dem die Fächer Geographie, Geschichte und Politik zusammengefasst werden. Es ist für das 5. und 6. Schuljahr der Stadtteilschulen in Hamburg ausgelegt. Zu diesem Buch sind außerdem Lehrerhandreichungen für den Unterricht, eine digitale Version des Werkes sowie weitere digitale Begleitmaterialien für Schüler erhältlich. Der umfangreiche Medienverbund ermöglicht eine Nutzung auf digitalen Endgeräten wie Tablets oder Smart Boards. Das Thema Landwirtschaft wird im Kapitel „Versorgung durch die Landwirtschaft“ angesprochen.
Lernziele und Kompetenzen
Die Seiten des Schulbuchs unterstützen die Schülerinnen und Schüler[1] beim Wissensaufbau zur Landwirtschaft in ihrer Heimatregion. Die Struktur der Kapitel entspricht den inhaltlichen Schwerpunkten und vorgegebenen Raumbezügen des hamburgischen Bildungsplans für das Kombinationsfach Gesellschaftswissenschaften. Im Kapitel „Versorgung durch die Landwirtschaft“ wird darauf abgezielt, dass die Schüler die Entwicklung der Landwirtschaft von der Jungsteinzeit über das Mittelalter bis in die heutige Zeit nachvollziehen können. Über das Kennenlernen der verschiedenen Formen der Landwirtschaft und die Erfassung der Bedeutung von Wasser und Boden wird die Abhängigkeit von den naturräumlichen Gegebenheiten dargestellt. Neben dem Aufbau der fachlichen werden auch methodische Kompetenzen geschult. So wird beispielsweise die Auswertung von Klimadiagrammen oder die Durchführung eines Interviews vorgeschlagen.
Analyse
Aufbau der Kapitel
Das Buch beginnt mit einer Einführungsseite, auf der Tipps zur Arbeit mit dem Lehrwerk gegeben werden. Die Schüler erhalten Informationen zur unterschiedlichen Farbgebung der Seiten, zum Vorgehen und Umgang mit den Wahlthemen sowie zu den Zeichen und Materialien des Buches. Im Einband sind eine physische Karte Deutschlands sowie eine politische Weltkarte abgebildet. Das Inhaltsverzeichnis zeigt die Titel der 15 Kapitel mit den unterschiedlichen Themen. Die Einführung in jedes neue Kapitel wird mit Einstiegsseiten realisiert. Durch die großformatigen Fotos und kleinen Texte wird ein erster Einblick in das Thema gegeben.
Innerhalb der Kapitel befinden sich viele unterschiedliche Materialien: Bilder, Texte, Grafiken, Tabellen, Diagramme und Aufgaben. Neben den thematischen Seiten enthalten die Kapitel Wahlthemen, die je nach Schwierigkeitsgrad in grün (leicht), gelb (etwas schwerer) und rot (schwer), farblich gekennzeichnet sind. Sie können in Gruppenarbeiten aber auch im Unterricht wie gewohnt eingesetzt werden. Zu diesen Seiten gesellen sich die Sonderseiten, die Methoden oder Aktivitäten wie zum Beispiel Projekte, Spiele oder Orientierungsübungen in den Vordergrund rücken, die von den Schülern durchgeführt werden können. Am Ende jedes Kapitels gibt es Seiten zur selbstständigen Wiederholung der Inhalte, mit denen die Schüler überprüfen können, ob sie den Lernstoff beherrschen.
Im Kapitel „Versorgung durch die Landwirtschaft“ gibt es zwölf Doppelseiten, von denen sich zehn intensiv mit der Landwirtschaft in der Region in und um Hamburg auseinandersetzen. Die landwirtschaftlichen Themen im Kapitel sind: historische Entwicklung der Landwirtschaft, Bedeutung von Klima und Boden für die Landwirtschaft, Obstanbau im Alten Land, Landwirtschaftsregionen in Deutschland, Strukturwandel in der Landwirtschaft, intensive Tierhaltung am Beispiel der Schweinemast, ökologische Landwirtschaft, Erkundung eines Bauernhofes, Fischfang und Aquakulturen. Die Seiten sind übersichtlich und einheitlich gestaltet.
Das Schulbuch schließt ab mit einem kleinen Lexikon, in dem die Schüler wichtige Begriffe noch einmal nachschlagen können, sowie mit Lösungshilfen, die eine Starthilfe bei der Beantwortung der Aufgaben geben. Auch Bildnachweise und ein Onlineschlüssel sind auf den letzten Seiten zu finden.
Reflexion
Die erste Analyse der Seiten des Schulbuches zum Thema „Landwirtschaft“ hat gezeigt, dass sie abwechslungsreich und anschaulich gestaltet sind. Die Medien sind vielseitig und werden unterschiedlich kombiniert. Sie bieten eine hohe Dichte an Informationen an und stellen die Sachverhalte anschaulich und altersadäquat dar. Die qualitativ hochwertigen Bilder geben eine authentische Darstellung des Raumes und des Sachverhalts, was durch die kurzen und beschreibenden Sachtexte noch unterstrichen wird. Bedeutende Fachbegriffe werden hervorgehoben und definiert. Durch unterschiedliche Textarten (Interview, Zeitungsausschnitt, usw.) werden verschiedene Perspektiven eröffnet, die zu einem besseren Verständnis der Inhalte beitragen. Aus all diesen Materialien können die Lösungen für die Aufgaben entnommen werden. Die Aufgaben selbst regen zu einer vertieften Auseinandersetzung mit den Inhalten an.
Beginnend mit den Doppelseiten zur Entwicklung der Landwirtschaft, wird mit verschiedenen Schaubildern gearbeitet, die die einzelnen Phasen der landwirtschaftlichen Entwicklung über die Jungsteinzeit, das Mittelalter, im 19. Jahrhundert bis in die heutige Zeit anschaulich darstellen. Kleine Texte unterstützen die Auswertung der Abbildungen und heben Fachbegriffe heraus. Die folgende Doppelseite „Auf Klima und Boden kommt es an“ legt den Fokus auf die bedeutendsten Standortfaktoren der Landwirtschaft. Über einen Vergleich von Grünlandwirtschaft und dem Ackerbau in den Börden werden die beiden Faktoren Klima und Boden beleuchtet. Auch hier finden sich Definitionen für die wichtigen Begriffe: Börde/Gäu, Wetter und Klima. Es folgt eine Doppelseite zum Obstanbau im Alten Land. Mithilfe von Karten, Schaubildern, Fotos und Texten wird ein Einblick in die Anbaubedingungen gegeben und viele Informationen zu den Obstsorten, die in dieser Region angebaut werden, bereitgestellt. Auf diese Weise erhalten die Schüler einen umfangreichen Überblick über die Anbauprodukte der Region im Südwesten von Hamburg. Dieser regionale Bezug ist sehr löblich. Die Vielfalt der landwirtschaftlichen Betriebe wird auf der Doppelseite „Orientierung: Landwirtschaftsregionen in Deutschland“ thematisiert. Die unterschiedlichen Formen der Spezialisierung sowie die Anpassung der Landwirtschaft an die bedeutenden Faktoren Klima und Boden können mit Bildern, kleinen Texten und einer Bodennutzungskarte erarbeitet werden.
Es folgen die Seiten der Wahlthemen. Die erste unter ihnen setzt sich mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft auseinander. Es werden wichtige Fachbegriffe wie Mechanisierung und Spezialisierung eingeführt. Durch Bilder und anschauliche Grafiken wird dieser Prozess verdeutlicht. Eine direkte und steckbriefartige Gegenüberstellung eines Beispielhofes um 1950 und heute sowie das Interview mit dem Landwirt erleichtert den Zugang für die Schüler. Ein zweites Wahlthema behandelt die intensive Tierhaltung am Beispiel der Schweinemast. Auch hier finden sich Bilder, Schemata und kleine Texte, die die Inhalte altersadäquat und interessant darstellen. Auf der Seite zur „Bio-Landwirtschaft“ werden ebenfalls anschauliche Bilder und Texte geliefert. Wesentliche Fachbegriffe werden erklärt und die Alleinstellungsmerkmale der ökologischen Landwirtschaft herausgestellt. Obwohl die Materialien der Seiten diese positiven Eigenschaften aufweisen, werden doch – insbesondere in den Texten – Begriffe und Formulierungen verwendet, die die konventionelle Tierhaltung negativ von der ökologischen Landwirtschaft abgrenzt. Es wird beispielsweise bei der Einführung des Begriffes „artgerecht“ gesagt, dass „viel Platz in Stall und Außengehege“ vorhanden sein muss und das „ausreichend Viehfutter auf dem eigenen Hof angebaut wird“. So kann schnell ein verkürztes Meinungsbild entstehen, da der Eindruck vermittelt wird, dass nur ökologische Tierhaltung artgerecht sein kann.
Die Projektseite „Besuch eines Bauernhofes“ gibt wichtige Informationen zur Erkundung eines Bauernhofes. In Form einer Schrittfolge bekommen die Schüler wichtige Informationen zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Erkundung an die Hand. Die Materialien veranschaulichen den Hofbesuch und geben Tipps zu den unterschiedlichen Themenbereichen, die bearbeitet werden können, und zur Nachbereitung des Projektes, wie die Gestaltung eines Plakates. Auf diese Weise werden die Schüler in die Lage versetzt, den Besuch auf einem Bauernhof selbstständig zu planen und die regionale Landwirtschaft kennenzulernen.
Am Ende des Kapitels finden sich zwei Doppelseiten zum Fischfang und zu Aquakulturen. Die erste Doppelseite ist mit vielen Bildern und Grafiken gespickt, der Text informiert sachlich über die unterschiedlichen Fangmethoden. Die Aufgaben regen zur vertieften Auseinandersetzung mit dem Fischfang und den verschiedenen Fischarten an. Wünschenswert wäre es an dieser Stelle den Hamburger anstatt den Göteborger Hafen zu behandeln. So könnte dieses Thema unter regionalen Gesichtspunkten besprochen oder durch eine Erkundung vertieft werden. Es folgen die Doppelseiten zur Aquakultur, die ebenfalls vielfältige Materialien anbieten. Die anschaulichen Bilder und Texte verdeutlichen die Züchtung und Haltung von Fischen auf Fischfarmen. Mit Hilfe der Aufgaben können die Vor- und Nachteile der Aquakulturen sowie der Fischkonsum thematisiert werden.
Abschließend betrachtet, sind vor allem die vielfältigen Materialien der Seiten sowie deren altersadäquate und übersichtliche Gestaltung positiv zu beurteilen. Auch die im Bildungsplan geforderten Kompetenzen lassen sich mit dem Schulbuch anbahnen. Die unterschiedlichen Aufgabenformate, die Unterstützung der Binnendifferenzierung durch Wahlthemen auf verschiedenen Niveaustufen und die stetige Wiederholung der Fachbegriffe sind ebenfalls besonders gelungen. Die Bezüge zum außerschulischen Lernen entsprechen den Vorgaben und dienen dem Lebensweltbezug, sollten allerdings unter regionalen Aspekten noch vertieft und ausgebaut werden.
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