Stark in … Hauswirtschaft
Das Heft „Stark in … Hauswirtschaft“ ist 2018 erstmalig im Westermann-Verlag erschienen und ist für den Einsatz im Schulfach Hauswirtschaft in allen deutschen Bundesländern geeignet. Es kann sowohl in Förder- und Hauptschulen von Klasse 7 bis 10 als auch im Rahmen des Berufsvorbereitungsjahres genutzt werden. Neben dem vorliegenden Arbeitsheft sind weitere kompatible Materialien verfügbar. So gibt es Schülerbücher und Kopiervorlagen mit Lösungen für die Lehrkräfte sowie digitale Anwendungen, die einen Einsatz an mobilen Endgeräten ermöglichen. Das Thema Landwirtschaft wird besonders im Kapitel 2: „Umweltschutz im Haushalt – Wie geht das?“ angesprochen.
Lernziele und Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler[1] erhalten mit der Bearbeitung der Kapitel des Arbeitsheftes, die Möglichkeit vielfältige Kompetenzen zu erwerben, die von unterschiedlichen Lehrplänen vorgegeben werden. So erwerben sie Fähigkeiten und Fertigkeiten rund um die Saisonalität und Regionalität von Lebensmitteln und reflektieren ihre Kauf- und Konsumentscheidungen in diesem Zusammenhang. Auch die ökologische Produktion von Lebensmitteln (in diesem Heft als Biolebensmittel bezeichnet) wird thematisiert und die Lernenden erarbeiten die Besonderheiten dieser Produktionsform. Daneben werden die gängigen Bio-Siegel thematisiert.
In diesem Kontext werden im Kapitel 3: „Ernährung, Gesundheit und Wohlbefinden“ anhand der Ernährungspyramide die Bestandteile einer gesunden und ausgewogenen Ernährung aufgegriffen. Andere Elemente wie Bewegung oder ausreichender Schlaf kommen ebenfalls zur Sprache.
Das Fach Hauswirtschaft ist ein Lernbereich, der in den meisten Curricula das Ziel hat, die Schüler zu einem selbstständigen Leben und der eigenständigen Versorgung bzw. der einer Familie zu befähigen. Neben dem grundlegenden Fachwissen über Nahrungsmittel, Haushaltsführung, Ordnung und Sauberkeit sind Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zentrale Elemente der hauswirtschaftlichen Bildung. Es bietet sich daher für ein fächerübergreifendes Lernen an. Auch eine Umsetzung der entsprechenden Lerninhalte in Form von Projekten oder gemeinsamen Erkundungen ist gut denkbar.
Aufbau und Analyse der Kapitel
Das Heft besitzt einen klassischen Hefteinband und beginnt mit einem Impressum. Darauf folgt das dreiseitige Inhaltsverzeichnis, in dem die fünf Kapitel samt ihrer Unterkapitel aufgeführt werden. Zudem finden sich auf diesen Seiten das Abbildungsverzeichnis und einige Illustrationen. Die folgenden Seiten geben eine kurze Einführung in die Inhalte des Faches Hauswirtschaft und seiner einzelnen Lernbereiche. Auf diesen Seiten werden auch der Aufbau des Heftes verdeutlicht sowie die Nutzung und Symbole erklärt. Es schließen sich die Seiten der Kapitel an, die mit einer Einführungsseite beginnen, die oftmals erste Bilder zeigt, die erste Impulse geben, sich mit den neuen Lerninhalten auseinanderzusetzen. Die Kapitel gliedern sich von ihrer Struktur her in einzelne Seiten zu einem spezifischen Thema oder einer Fragestellung. Auf den Seiten sind die Medien vielfältig miteinander kombiniert: Texte, Bilder, Fotos, Grafiken, Statistiken und Aufgaben. Wichtige Hinweise, Tipps oder Informationen sind mit verschiedenen Farben unterlegt und stechen aus dem Gesamtbild hervor. Am Ende jedes Kapitels gibt es ein bis zwei „Kompakt“-Seiten, auf der das erworbene Wissen von jedem Schüler selbstständig geprüft werden kann. Auf den letzten Seiten des Heftes sind ein Lexikon und ein Abkürzungsverzeichnis zu finden.
Für den Kontext Landwirtschaft ist besonders das zweite Kapitel von Bedeutung. Darin werden zunächst das umweltgerechte Verhalten thematisiert und nachfolgend unterschiedliche Meinungen/Aussagen dazu aufgenommen. Zudem wird ein Bezug zur eigenen Lebenswelt über das Erstellen von Plakaten hergestellt. Die folgende Seite nimmt Bezug darauf und greift das Thema Strom sparen auf, es schließen sich Seiten zum Sparen von Wärme und Wasser an, die außerdem entsprechende Tipps beinhalten. Um das Thema Müll geht es auf den anschließenden zwei Seiten, die sowohl die Müllvermeidung als auch die Trennung des Mülls aufgreifen. Auf den Seiten zur Regionalität und Saisonalität von Lebensmitteln steht der Einkauf auf dem Wochenmarkt im Mittelpunkt der Betrachtung. Verschiedene Gerichte und Aspekte, die bei der Haltbarkeit und Lagerung beachtet werden müssen, kommen zur Sprache. Die Seiten zur Herstellung von Lebensmitteln aus ökologischer Produktion nehmen die Besonderheiten der Bio-Branche in den Blick. Verschiedene Kriterien für Bio-Produkte und Bio-Siegel werden behandelt. Im Anschluss steht das Thema Lebensmittelverschwendung im Fokus, bei der Koch- und Backideen für unansehnliche Produkte gegeben werden.
Reflexion
Nach der Analyse bleibt festzuhalten, dass die Seiten des Heftes anschaulich, übersichtlich und einheitlich aufgebaut sind. Es wird stets ein Lebensweltbezug hergestellt sowie über die ansprechende Bebilderung und Farbgebung die Motivation gefördert. Die Texte sind kurz, von großer Schrift und sprachlich einfach formuliert, was dem Leistungsvermögen der intendierten Lerngruppen entspricht. Demzufolge sind auch die Bilder schematisch und stehen auf der Seite in einem logischen Bezug zueinander, was das Durchdringen der Sachverhalte für die Lernenden erleichtert. Teilweise finden sich auch Fotos, die für einen zusätzlichen Lebensweltbezug sorgen und die Vorstellung der Lernenden unterstützen. Die schematischen und tabellarischen Darstellungen sind ebenfalls gut gewählt und passen in die Gesamtkonzeption des Heftes. Bei den Aufgaben fällt auf, dass sie handlungsorientiert, taxonomisch gegliedert sind und mit den entsprechenden Materialien auf der Seite beantwortet werden können. Allerdings weisen sie nur sehr allgemeine Operatoren auf, was der Tatsache geschuldet ist, dass das Heft zu allen Lehrplänen in Deutschland passt/passen muss. Dennoch sind sie so formuliert, dass sie sich leicht an die unterschiedlichen Lerngruppen und deren Differenzierungsbedarfe anpassen lassen.
Auf den Seiten zur ökologischen Landwirtschaft und deren Produkten fällt auf, dass sie sehr textlastig ist, denn mehr als die Hälfte der Seite besteht aus Texten. Diese sind jedoch einfach formuliert, beinhalten wenige Fachbegriffe und verfügen über simple Satzstrukturen. Durch die Zwischenüberschriften ist die Seite gut gegliedert und vermittelt einen leichten Zugang zu den Inhalten. Es wird eine Unterteilung zwischen Ackerbau und Tierhaltung vorgenommen. Wünschenswert wären an dieser Stelle noch klarere Überschriften, die die einzelnen Bereiche der Landwirtschaft voneinander abgrenzen. Wie bereits angedeutet wurde, finden sich in den Texten wenige Fachbegriffe. Diese sind jedoch für die Schüler dringend notwendig, um Bezüge zu anderen Fächern herzustellen und eine Vernetzung der Kompetenzen zu ermöglichen. Zudem werden vakante Formulierungen wie „artgerecht“ genutzt. Obwohl die konventionelle Landwirtschaft im Lehrwerk nicht thematisiert wird, sind die Formulierungen und die Wortwahl in den Texten klar sowie die Aufgabenstellungen auf einen Vergleich zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft ausgelegt. Anstatt der einseitigen Thematisierung der ökologischen Landwirtschaft wäre an dieser Stelle eine Vermittlung der Grundlagen beider Produktionsformen wünschenswert.
Die Doppelseite zur Regionalität und Saisonalität von Lebensmitteln stellt den Besuch eines Wochenmarktes nach. Eine Verkäuferin wird interviewt und die Lernenden sollen nach dem Lesen des Textes die Kernaussagen zusammengefasst widergeben. An diese Stelle könnte im Unterricht auch eine Erkundung auf einen Markt in der Region erfolgen und die Schüler könnten selbst eine Befragung durchführen. Auf diese Weise würde ein zusätzlicher Lebensweltbezug hergestellt, weitere Motivation geschaffen und die Lebensmittel könnten direkt gekauft und weiterverarbeitet werden. Auch hier sollte das entsprechende Pendant des Supermarktes oder Lebensmitteldiscounters angesprochen werden, um weiteren Lebensweltbezug herzustellen.
Alles in allem lässt sich sagen, dass sich das Lehrwerk gut eignet, um mit Schülern grundständige Lerninhalte des Faches Hauswirtschaft zu bearbeiten. Durch die vielseitige und gelungene curriculare Passung, bei der sich auch fächerübergreifendes Lernen und differenziertes Unterrichten umsetzen lässt, kann es in allen Schulformen und Klassen zum Einsatz kommen. Kritisch zu bewerten ist jedoch, dass durch diese starke Verallgemeinerung das Problem entsteht, dass die Lehrkraft angemessene Verweise zu anderen Fächern und Kompetenzen selbst herstellen muss. Dies könnte beispielsweise im Rahmen von Erkundungen oder Projekttagen erfolgen, bei denen sich derartige Bezüge erfahrungsgemäß leicht herstellen lassen.
[1] Im Folgenden findet zur besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum Anwendung.
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