Grundwissen Geographie – Sekundarstufe II
Das Lehrbuch „Grundwissen Geographie – Sekundarstufe II“ ist 2013 in der ersten Auflage beim Cornelsen-Verlag erschienen. Es wurde für die Klassen 10 bis 13 der gymnasialen Oberstufe konzipiert. Das Buch ist weiterhin als E-Book erhältlich, sodass auch eine Nutzung auf dem Smart-Board oder auf anderen digitalen Endgeräten möglich ist. Das Thema Landwirtschaft wird vordergründig im Kapitel vier „Entwicklungen im primären Sektor“ betrachtet, wobei auch in den anderen Kapiteln Querbezüge hergestellt werden.
Lernziele und Kompetenzen
Die Inhaltsfelder, Arbeitsbegriffe und Orientierungsraster der unterschiedlichsten Lehrpläne der Bundesländer werden auf den Seiten des Lehrwerkes realisiert. So wird beispielsweise im Niedersächsischen Kerncurriculum für die gymnasiale Oberstufe gefordert, dass die Schülerinnen und Schüler[1] Auswirkungen des Strukturwandels in der Landwirtschaft in verschiedenen Räumen benennen und erklären können. Diese Forderung wird auf den Seiten zur industrialisierten Landwirtschaft umgesetzt. Darin können die Schüler nachvollziehen, welche aktuellen Trends sich in dieser Branche abzeichnen. Weitere Themen sind in diesem Zusammenhang das rasche Wachstum der agrarindustriellen Unternehmen sowie aktuelle Diskussionen zu deren Folgeerscheinungen, wie Monokulturen usw. Auch der Anspruch, dass die Schüler regionale und globale wirtschaftsräumliche Verflechtungen in der Landwirtschaft kennenlernen, wird auf den Seiten „Der globalisierte Rohstoffhandel“ thematisiert. Auch hier werden brisante Aspekte, wie beispielsweise das land grabbing, angesprochen.
Ein komplettes Kapitel widmet sich den Methoden. Der Fokus liegt dabei auf den fachspezifischen Methoden, wie dem Lesen von Klimadiagrammen oder dem Arbeiten mit Geographischen Informationssystemen (GIS). Strukturierte Checklisten und übersichtliche Darstellungen bieten einen guten Zugang, erleichtern das Wiederholen und machen das Üben beziehungsweise Übertragen sehr einfach.
Analyse
Aufbau der Kapitel
Das Lehrwerk gliedert sich in zehn thematische Oberkapitel, die sich in weitere Unterkapitel ausdifferenzieren. Es werden sowohl physisch-geographische als auch anthropo-geographische Themen behandelt, die sich nach weiteren geographischen Fachdisziplinen, wie Geoökologie, Wirtschafts- und Siedlungsgeographie usw. aufgliedern. Der Einstieg in jedes neue Kapitel wird durch eine Einstiegsseite realisiert, auf der zumeist ein großformatiges Foto abgebildet ist, das den thematischen Schwerpunkt veranschaulicht. Auf diese Weise wird ein erster Einblick in die zu erlernenden Inhalte gegeben. Im Anschluss an die Einstiegsseite folgt eine Doppelseite zu den jeweiligen Grundlagen, auf denen essenzielle Aspekte wie zum Beispiel Einflussfaktoren für eine bestimmte Nutzung noch einmal wiederholt werden. Es folgen die Themendoppelseiten, die mit vielfältigen Materialien gefüllt sind: Bilder/Fotos, Tabellen, Grafiken, Kartenausschnitten und Texten. Aufgaben enthalten diese Seiten nicht, denn das Buch hat eher einen darstellenden Charakter, mit dem den Schülern die Lerninhalte komprimiert präsentiert werden. Am Ende jedes Kapitels findet sich hingegen ein Klausurbeispiel, in dem Aufgaben gestellt werden und Hinweise dazu gegeben werden. Es schließen sich Empfehlungen zur Weiterarbeit an der jeweiligen Thematik an, die weitere Arbeitsaufträge und Links bereithalten. Das letzte Kapitel setzt sich mit den Methoden im Geographieunterricht auseinander. Es werden fachspezifische Arbeitstechniken und fächerübergreifende Arbeitsweisen mit Hilfe von Grafiken und Checklisten erläutert. Abschließend finden sich ein Register sowie Bildquellenverweise.
Das Oberkapitel „Rohstoffe und Energie“ beinhaltet ein Unterkapitel, das sich mit Agrarrohstoffen auseinandersetzt. Darin werden vorrangig nachwachsende Rohstoffe thematisiert. Im folgenden Oberkapitel, das den Titel „Entwicklungen im primären Sektor“ trägt, weist acht Unterkapiteln zur Landwirtschaft auf. In den Grundlagen werden Allgemeine Einflussfaktoren der Landwirtschaft in den Blick genommen. Schwerpunktmäßig werden die Anbaugrenzen verschiedener Kulturpflanzen und spezifische Veränderungen in der Landwirtschaft, wie beispielsweise neue Züchtungsmethoden oder Klimaveränderungen, angesprochen. Eine weitere Doppelseite fokussiert die Revolutionen der Landwirtschaft. Neben wichtigen Fachbegriffen wie Dreifelderwirtschaft oder Fruchtwechsel kommen auch Aspekte der ökologischen Landwirtschaft oder neuere Entwicklungen wie das precision farming (Präzisionsackerbau) zur Sprache. Es folgt das Kapitel Landwirtschaft in den feuchten Tropen. Darin wird der Wandel von traditionellen Landnutzungsformen am Beispiel des tropischen Regenwaldes betrachtet. Methoden wie die Brandrodung und die speziellen Standortansprüche des Bodens, die eine besondere Bewirtschaftung (shifting cultivation) erfordern, werden erläutert. Neuere Probleme, wie die Landnahme oder die Entstehung von Monokulturen und die daraus resultierende Bodendegradierung werden ebenfalls berücksichtigt. Auch nachhaltige Bewirtschaftungsmöglichkeiten im Rahmen des Ecofarmings werden vorgestellt. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die folgende Doppelseite, die sich mit der Landwirtschaft in den wechselfeuchten Tropen und in den Wüsten auseinandersetzt. Ähnlich wie bereits im vorangegangenen Kapitel werden die Grundlagen und Probleme der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung dieser besonderen Regionen aufgezeigt. Bedeutende Prozesse sind hier die Desertifikation und die Versalzung der Böden durch Bewässerung. Projekte wie das Anlegen von Großstaudämmen oder verschiedene Bewässerungssysteme werden beleuchtet. Es schließt sich das Kapitel zur Landwirtschaft in den Subtropen an. Als einschlägiges Beispiel wird Kalifornien angeführt, dessen klimatische und wirtschaftliche Spezifika aufgegriffen werden. Anhand dieser wird die Entwicklung des Agrobusiness und des industrial farmings erörtert. Darüber hinaus werden die anhaltenden Schwierigkeiten der Bewässerung sowie die damit einhergehenden ökologischen Problemstellungen aufgezeigt. Im Anschluss daran wird die Landwirtschaft in den gemäßigten Breiten in den Blick genommen. In der Darstellung werden die Besonderheiten der ozeanisch geprägten gemäßigten Breiten und der trockenen gemäßigten Breiten herausgearbeitet. Prozesse wie der Strukturwandel oder die regionale Spezialisierung kommen zur Sprache. Darüber hinaus werden auch die ökologischen Grenzen für die Agrarbetriebe am Beispiel der USA und der Ukraine dargelegt.
Einen weiteren thematischen Komplex bildet die Unterscheidung von industrialisierter und ökologischer Landwirtschaft. Zunächst wird die industrialisierte Landwirtschaft beleuchtet. Zentral dabei ist die Betrachtung des Modells der vertikalen und horizontalen Integration im Agrobusiness. Ferner werden wiederholt die Probleme der intensiven Landwirtschaft, wie artgerechte Tierhaltung oder die Folgen für den ländlichen Raum, angeführt und diskutiert. Im Kontrast dazu steht die ökologische Landwirtschaft, deren Prinzipien und Entwicklungen aufgezeigt werden. In einem Vergleich zwischen konventionellen und Bio-Landwirten wird deutlich, dass die ökologische Landwirtschaft eine Branche mit enormem Wachstumspotenzial ist, da sie durch Subventionen der EU maßgeblich unterstützt wird.
Im Oberkapitel „Globale Beziehungen und Prozesse“ wird das Thema Globalisierter Agrarrohstoffhandel angesprochen. Auf dieser Doppelseite werden unter Berücksichtigung des globalen Bevölkerungswachstums, der Zunahme von klimatischen Extrema und des steigenden Wohlstands in den Industrieländern die Folgen des internationalen Handels mit Lebensmitteln und Agrarflächen diskutiert.
Reflexion
Die Analyse der Seiten des Lehrwerkes zum Thema „Landwirtschaft“ hat gezeigt, dass sie durch eine medial ansprechende und abwechslungsreiche Gestaltung gekennzeichnet sind. Sie bieten eine hohe Dichte an Informationen an und stellen die Inhalte sprachlich und fachlich auf einem hohen aber altersadäquaten Niveau dar. Die Texte sind kompakt und ermöglichen in Kombination mit den übrigen Materialien einen individuellen Zugang zu den einzelnen Themen. Sie sind so aufbereitet, dass sie sowohl den Sachverhalt darstellen als auch Raum für Diskussionen lassen. Die fachlichen Darstellungen mithilfe von Fotos und Schemata veranschaulichen die Problemstellungen sehr gut und unterstützen die Schüler beim Verstehen der Thematiken. Die Grafiken weisen eine gute Qualität auf, sodass sie ebenfalls zu einem besseren Verständnis der landwirtschaftlichen Inhalte beitragen. Insgesamt regen die Materialien zu einer intensiven Auseinandersetzung an und es gelingt durch die vielseitigen medialen Kombinationen einen umfangreichen Einblick in die Problemstellungen der unterschiedlichen Arten der Landwirtschaft auf der Erde zu geben.
Abschließend ist zu sagen, dass es dem Buch ausgesprochen gut gelingt, die komplexen Sachverhalte für die Schüler zugänglich zu machen. Die altersgemäße und den Anforderungen des Gymnasiums gerechte Darstellung der Inhalte sowie die zur Diskussion anregenden Materialien sind ebenfalls positiv zu bewerten. Wünschenswert wäre jedoch ein stärkerer Bezug zum außerschulischen Lernen, das auch im Gymnasium entscheidende neue Impulse setzen kann. So wäre beispielsweise eine Vertiefung des Gelernten durch einen Besuch eines nahegelegenen landwirtschaftlichen Betriebes möglich, bei dem die Schüler forschend lernen könnten.
[1] Im Folgenden wird zur besseren Lesbarkeit die maskuline Form verwendet.
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