Themenheft Insekten
Das Heft „Themenheft Insekten“ ist 2018 bereits in der sechsten Auflage im Buchverlag Kempen (BVK) erschienen. Es ist Teil einer Reihe von Heften mit Unterrichtsmaterialien für unterschiedliche Themen aus dem gesellschafts- und naturwissenschaftlichen Feld, das für verschiedene Klassenstufen konzipiert wurde. Bei dem vorliegenden Heft zum Thema Insekten handelt es sich um eine Sammlung von Arbeitsblättern, die für einen Einsatz im Rahmen eines Gruppenunterrichts oder eines handlungsorientierten Vorhabens im Rahmen des Projektlernens, der Stationsarbeit oder des Gruppenpuzzles eingesetzt werden kann.
Inhaltlich passt die Thematik gut in die Klassenstufe 7/8 der Sekundarstufe I in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz oder dem Saarland. Lehrpläne dieser Bundesländer sehen das Thema Insekten für die Fächer Biologie, Naturwissenschaften oder Geographie vor und fokussieren es aus der landwirtschaftlichen Perspektive.
Lernziele und Kompetenzen
Die Lernenden erhalten durch die Bearbeitung der Arbeitsmaterialien des Heftes die Möglichkeit, vielfältige Kompetenzen zu erwerben. Dies ist zum einen an die bereits dargelegte curriculare Passung zurückzuführen. So greifen die Lehrpläne der Sekundarstufe I in Mecklenburg-Vorpommern oder auch in Rheinland-Pfalz das Thema Dünger in der Landwirtschaft und die Erhaltung der Biodiversität in diesem Zusammenhang explizit auf. Das Lehrwerk setzt diese Forderungen auf den Seiten zum Lebensraum des Marienkäfers und der Blattläuse um. Hier wird die Nutzung von Marienkäfern als Schädlingsbekämpfer im ökologischen Obstbau dargelegt. Dazu wird auch der Körperbau der Tiere und ihre Fortpflanzung erläutert. Gleiches gilt für Schmetterlinge und Libellen.
Durch die methodische Aufbereitung erarbeiten die Lernenden zunächst gemeinsam zum ersten Themenschwerpunkt „Insekten“ die folgenden Aspekte: Lebensräume und Feinde, verschiedene Arten und Erscheinungsformen sowie die Entwicklung und Vermehrung der Tiere. Unter diesen Gesichtspunkten werden dann einzelne Insektenarten herausgegriffen, die in Gruppen erarbeitet werden (Marienkäfer, Fliegen, Schmetterlinge und Libellen). Um der Heterogenität der Schülerschaft Rechnung zu tragen, werden die Arbeitsmaterialien in differenzierter Form bereitgestellt.
Aufbau und Analyse der Kapitel
Das Lehrwerk ist als Heft gestaltet und verfügt über einen kartonierten Einband. Im Einschlag findet sich das Impressum. Die erste Seite zeigt das Inhaltsverzeichnis, das mit zwei Vorworten der Autoren und des Verlages beginnt. Darin finden sich Hinweise zur didaktisch-methodischen Umsetzung im Unterricht. Es folgt darauf ein Rückmeldungsbogen für die Schülerinnen und Schüler[1], auf der die Lehrkraft ihre Rückmeldungen zur Arbeit in der Gruppe geben kann. Zudem ist eine Auftragskarte als Kopiervorlage abgedruckt, die bei der Zuweisung zu den Gruppen unterstützen kann. Im Anschluss ist die Übersicht über die Themenschwerpunkte und Arbeitsmaterialien zu sehen, die sowohl den Lehrkräften als auch den Lernenden als Orientierung dient. Darin finden sich neben den unterschiedlichen Titeln der Arbeitsblätter, die dreifach differenziert sind, die Seitenzahlen, eine Übersicht zu den Materialien der Sonderthemen und -seiten sowie Vorschläge zur Ausgestaltung der Gruppenarbeiten. Danach schließen sich die Kopiervorlagen für die Arbeitsblätter an. Diese verfügen über Texte, Bilder, Merkkästen, schematische Darstellungen und Aufgaben, die verschiedenartig miteinander kombiniert sind. Beim höchsten Anforderungsniveau fassen die Lernenden das Gelesene selbstständig zusammen oder arbeiten mithilfe eines Vergleiches Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus. Die erste Differenzierung arbeitet mit einfacheren Texten, was an dem Satzbau und der Wortwahl deutlich wird. Die Aufgaben sind im Multiple-Choice-Format gehalten, bei denen die richtige Antwort angekreuzt werden muss, oder durch gezielte Fragen eine Erläuterung angestrebt wird. Als zweite Differenzierung wird häufig der Lückentext gewählt, in dem die Schlüsselwörter eingetragen und erläutert werden. Der Text ist hier weiter vereinfacht und die Begriffe sind entsprechend didaktisch reduziert. Zunächst steht in den Materialien der Marienkäfer im Fokus, es folgen noch die Fliegen, Schmetterlinge und Libellen. Nach den Vorlagen gliedern sich die Sonderseiten an. Dort gibt es weitere Rätsel, handlungsorientierte Elemente wie den Bau von Insektenhotels oder Beobachtungsideen für die genauere Erforschung der Insekten. Abschließend sind die Lösungen der Aufgaben zu finden.
Reflexion
Die Analyse hat gezeigt, dass die Seiten des Heftes einheitlich, übersichtlich und schülergerecht gestaltet sind. Besonders die didaktisch-methodische Gestaltung ist leicht und unkompliziert im Unterricht realisierbar und für die Lernenden sehr motivierend. Zudem wurde auch die Differenzierung der Materialien in den Blick genommen, was den positiven Gesamteindruck unterstreicht. Die Arbeitsmaterialien, als Kern des Heftes, sind altersadäquat und orientieren sich an den curricularen Vorgaben. Ihre Texte verfügen über eine große Schrift, wichtige Fachbegriffe sind markiert und ihre Gliederung ist motivierend und zielführend. Insgesamt sind die Texte jedoch sehr lang. Dies wird insbesondere an den Materialien für die leistungsschwächeren Lerner deutlich. Hierbei sollte der Textanteil deutlich geringer sein, als bei den starken Schülern. Wünschenswert wäre eine weniger textlastige Erarbeitung, die beispielsweise durch eine Beobachtung der Tiere in einem Glas realisiert werden könnte. Auch so würde der Körperbau der Tiere, der beim Marienkäfer in einem Text erläutert wird, dann in der Realität deutlich. Auf diese Weise würde ein Transfer angeregt und beispielsweise eine selbstgefertigte Skizze für weitere Motivation sorgen.
Die Bilder dienen überwiegend der Illustration des Gelesenen. Nur selten sind sie in Schaubilder eingebettet und haben einen echten Mehrwert für den Lerner. Dies ist auffällig häufig bei der zweiten Differenzierung der Fall. Dabei sollen die Lerner angeleitet werden, die Informationen des Textes auf die Abbildung zu übertragen. Für die leistungsstärkeren Schüler sind solche Aufgaben jedoch sehr selten. Wichtig wäre zudem ein stärkerer Bezug zwischen Bildern und Texten, der beispielsweise durch Verweise erfolgen könnte. Auch realitätsgetreuere Abbildungen, die weggehen von den Skizzen und hin zu Fotos, wären vorteilhaft.
Die Aufgaben sind zielführend und sinnvoll gestellt. Sie können mit den Materialien beantwortet werden. Leider sind sie sehr einseitig und wenig handlungsorientiert formuliert, sodass die Schüler nicht zum Austausch über das Gelesene angeregt werden oder vertiefende Erkenntnisse durch Transfer und Diskussionen erreichen. Darüber hinaus wird ein rein biologischer Zugang zu den Sachverhalten gewählt, ein mehrperspektivisches und fachübergreifendes sowie methodisch abwechslungsreicheres Herangehen wäre wünschenswert. Hier empfiehlt sich auch der Besuch einer Streuobstwiese oder eines regionalen Lernortes wie dem See, dem Wald oder der Wiese, wo die Schüler die Tiere gezielt beobachten können. Verknüpft mit den Sonderaufgaben, die durchaus handlungsorientierte Aufgaben wie das Bauen einer Insektenfalle oder eines Raupenglases bereitstellen, könnten motivierende Lernsettings entstehen.
Abschließend ist zu sagen, dass sich das vorliegende Lehrwerk sehr gut eignet, um das Thema Insekten im Unterricht aufzugreifen. Durch die vielfältigen Umsetzungsmöglichkeiten und die altersadäquate Gestaltung ist es motivierend für die Schüler. Bei der Planung des Einsatzes ist allerdings darauf zu achten, dass die Texte gegebenenfalls gekürzt, handlungsorientierte Elemente eingebaut und auf eine lerngruppengerechte Differenzierung geachtet wird. Der Besuch eines außerschulischen regionalen Lernortes sollte außerdem ein wesentlicher Bestandteil einer Unterrichtseinheit zum Thema Insekten sein.
[1] Zur Vereinfachung wird der generische Maskulin verwendet.
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