PRISMA Biologie, Naturphänomene und Technik 5/6
Das Schulbuch „PRISMA Biologie, Naturphänomene und Technik 5/6“ wurde 2016 in der ersten Auflage vom Klett-Verlag herausgegeben. Es ist für das Unterrichtsfach Biologie, Naturphänomene und Technik (BNT) in Baden-Württemberg geeignet. Zur differenzierenden Ausgabe sind weiterhin ein Lehrerband, Arbeitsblätter mit CD-ROM sowie ein digitaler Unterrichtsassistent mit Kollegiumslizenz erhältlich. Somit wird ein Einsatz auf digitalen Endgeräten wie Smart-Board oder Tablet möglich gemacht. Das Thema Landwirtschaft wird in fast allen Kapiteln angesprochen, hauptsächlich aber in Kapitel 2 „Wirbeltiere“, Kapitel 7 „Energie im Alltag und Kapitel 13 „Holz – ein Werkstoff“.
Lernziele und Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler[1] erhalten mit der Nutzung des Schulbuches die Möglichkeit, zahlreiche Kompetenzen zu erwerben, die der Bildungsplan des Faches BNT in Baden-Württemberg vorsieht. So wird beispielsweise in den Vorgaben gefordert, dass die Schüler die Ansprüche von Tieren an ihren Lebensraum mit den Haltungsbedingungen als Heim- oder Nutztiere an ausgewählten Beispielen vergleichen und kritisch bewerten. Das Lehrwerk setzt diese Forderungen auf den Seiten zur verantwortlichen Tierhaltung um, darin werden unterschiedliche Haltungsformen gegenübergestellt und die entsprechenden Charakteristika aufgezeigt. Darüber hinaus sieht der Bildungsplan vor, dass die Schüler die Verwendung von Nutzpflanzen für die Energiewirtschaft am Beispiel von Mais oder Holz darstellen. Das Lehrwerk bietet dazu eine Doppelseite an, auf der die Herkunft und die Nutzung unterschiedlicher Getreide- und Gräserarten thematisiert werden.
Aufbau und Analyse der Kapitel
Im Einband des Lehrwerks wird seine Struktur umfangreich erklärt. Darin werden zunächst die Einstiegsseiten betrachtet. Diese führen in ein neues Thema ein, bieten interessante Bilder und spannende Fragen, mit denen die Motivation gefördert werden soll. Auch ein Webcode (Prisma-Code) ist auf den Einstiegsdoppelseiten abgedruckt, der weitere Materialien im Internet bereithält. Die Basis- oder auch Themendoppelseiten beleuchten die entsprechenden Themen, stellen Aufgaben bereit, fassen die wichtigsten Aussagen noch einmal zusammen und bieten Versuche zu der Thematik an. Außerdem gibt es im Lehrwerk Infografik-Seiten, die auf einer Doppelseite große Schaubilder zur Verfügung stellen, an denen sich spezifische Themen erläutern lassen. Das Lehrwerk stellt ferner Sonderseiten bereit, die farblich verschieden gekennzeichnet sind. Lexikon-Seiten sind in blau unterlegt. Sie stellen Begriffe vor und erklären sie. Werkstatt-Seiten sind grün eingefärbt und leiten die Schüler beim Experimentieren an. Auf den roten Strategie-Seiten werden Methoden erklärt. Zusammenhänge werden auf den Basiskonzept-Seiten aufgezeigt. Extra-Seiten beinhalten Exkurse und zusätzliche Informationen zu besonderen Themen. Am Ende jedes Kapitels stehen Abschlussseiten, die dazu dienen, das Gelernte zu überprüfen. Weiterhin werden wichtige Symbole erläutert, die beim Lösen der Aufgaben von großer Bedeutung sind.
Es folgt das Inhaltsverzeichnis, in dem die einzelnen Kapitel vorgestellt werden. Es gibt große Kapitel, die mehrere Unterkapitel zusammenführen und mehrere kleine Kapitel. Aus dem Inhaltsverzeichnis wird ersichtlich, welche Themen und Sonderseiten darin enthalten sind. Das Kapitel 2 „Wirbeltiere“ beschäftigt sich aus landwirtschaftlicher Sicht mit Nutzieren und Nutztierhaltung. Eine Doppelseite setzt sich mit dem Prozess des Wiederkäuens auseinander, auch das Pferd mit seinem außergewöhnlichen Körperbau wird genauer betrachtet. Im Weiteren steht die Haltung von Nutzieren am Beispiel der Hühnerhaltung im Fokus. Methodisch gesehen wird in diesem Kapitel das Durchführen von Exkursionen am Beispiel einer Hoferkundung empfohlen. Dabei soll das Leben auf dem Bauernhof aus der Perspektive des Landwirts dargestellt werden.
Das dritte Kapitel thematisiert die Honigbiene und beleuchtet die Herstellung von Honig. Mit Hilfe eines Schaubildes werden der Körperbau und die einzelnen Elemente des Stechapparates der Tiere erläutert. Da in diesem Kapitel nur bedingt Aspekte der Landwirtschaft besprochen werden, wird im Weiteren nicht näher darauf eingegangen.
Das 7. Kapitel widmet sich dem Thema „Energie im Alltag“. Besonderer Fokus wird in den Ausführungen auf die Herstellung von Energie aus Pflanzen gelegt. Der Rohstoff Holz und die verschiedenen Gräserarten, die zur Energiegewinnung genutzt werden können, werden auf einer Doppelseite betrachtet. Ferner wird auf die Kartoffel als bedeutende Nutzpflanze des Menschen eingegangen. Ihre Herkunft und ihr Anbau werden dargelegt sowie Experimente zum Nachweis des Stärkegehalts angeboten. Am Beispiel des Maises wird die Energiegewinnung in Biogasanlagen und am Beispiel des Holzes die Herstellung von Hackschnitzeln angesprochen. Das gesamte 13. Kapitel beschäftigt sich mit dem Werkstoff Holz. Aus landwirtschaftlicher Perspektive sind hier besonders die Doppelseiten zur Nutzung der Wälder, zu den unterschiedlichen Baumarten und deren Verwendung sowie Berufe in der Holzbranche von Interesse.
Im Anschluss an die Kapitel folgen Musterlösungen für die Aufgaben, die teilweise auch Lösungstipps beinhalten. Außerdem werden die grundlegenden Laborgeräte vorgestellt, die zum Experimentieren genutzt werden. Auch die Entsorgung von Chemikalien und die Bedeutung der einzelnen Symbole werden vorgestellt. Den Abschluss bilden ein Stichwortverzeichnis sowie der Bildnachweis.
Reflexion
Die Analyse der Kapitel zeigt, dass sie sehr abwechslungsreich, übersichtlich und schülergerecht gestaltet sind. Besonders hervorzuheben sind die attraktiven doppelseitigen Infografiken, die die Sachverhalte sehr gut exemplarisch verdeutlichen, Zusammenhänge aufzeigen und die Schüler motivieren. Die Texte zeichnen sich durch eine gute Gliederung aus, was insbesondere an den kleinen Zwischenüberschriften und den abschließenden Zusammenfassungen deutlich wird. Die Bilder unterstützen die Schüler dabei, das Gelesene zu verstehen und ergänzen den Text. Die Aufgaben sind taxonomisch gegliedert und regen zur Auseinandersetzung mit den Inhalten an. Darüber hinaus ermutigen sie die Lernenden, sich eine eigene Meinung darüber zu bilden. Kritisch gesehen werden muss jedoch das unausgeglichene Text-Bild-Verhältnis, dass gerade leistungsschwächere Schüler eher demotiviert. Wichtig ist daher umso mehr, auch handlungsorientiertes Lernen zu ermöglichen. Dies könnte zum Beispiel durch Unterrichtsgänge, Stationenlernen, Projekte oder Schülerexperimente realisiert werden.
Exemplarisch wird die Tierhaltung bei Rindern und Hühnern thematisiert. Auch auf dieser Doppelseite ist der Anteil der Texte um ein Vielfaches größer als der der Bilder. Beginnend mit den Rindern wird die artgerechte Haltung auf der Weide dargelegt. In diesem Textabschnitt wird der Eindruck erweckt, dass nur Weidehaltung artgerecht sein kann. Dies wird im nächsten Abschnitt in Teilen revidiert. Hier wird von „artgemäßer Haltung“ gesprochen. Eine begriffliche Unschärfe, die bei den Schülern zu Unklarheiten führt. Aufgabe 3 soll hieran anknüpfen und fordert dazu auf, den Begriff artgerecht zu erläutern. Insgesamt sind die Aussagen im Text sehr verkürzt und bieten keine fachgerechten Darstellungen der Sachverhalte an. Darüber hinaus sind auch die Aufgaben kritisch zu sehen. Neben der bereits benannten Aufgabe 3 wird in Aufgabe 6 ein eher strittiger Zugang gewählt, da hier ein Tagebucheintrag eines Käfighuhns geschrieben werden soll. Eine Herangehensweise, die in keinem Fall zu einer wertfreien Aneignung der unterschiedlichen Arten von Tierhaltung ermöglicht. Umso wichtiger ist in diesem Zusammenhang die Erkundung eines landwirtschaftlichen Betriebes, auf dem die beschriebenen Themen noch einmal direkt erfahrbar gemacht werden. Bezüge zur vorangegangen Doppelseite, die sich mit der Erkundung eines Betriebes beschäftigt, werden jedoch nicht hergestellt.
Die Seiten zur Holzwirtschaft beleuchten Wälder vor allem aus einer ökonomischen Perspektive. Dabei wird zunächst die historische Perspektive aufgemacht und die Bedeutung der Wälder seit dem Mittelalter aufgezeigt. Stichwortartig werden die grundlegenden Aspekte noch einmal im Text aufgeführt. Die ansprechenden Bilder zeigen unterschiedliche Verwendungsmöglichkeiten von Holz am Beispiel des typischen Schwedenhauses und Holzpellets zum Heizen auf. Ein weiterer wichtiger Punkt umfasst die nachhaltige Waldwirtschaft, die in diesem Zusammenhang etwas tiefgründiger behandelt werden sollte, um zu erfassen, was Nachhaltigkeit in diesem Kontext bedeutet und um aufzuzeigen, dass auch die Forstwirtschaft eine moderne und ökologische Branche sein kann. Besonders wichtig wird dieser Aspekt einige Seiten später, in denen verschiedene Berufe mit Holz thematisiert werden. Den Zielsetzungen der Berufsorientierung folgend, werden nacheinander die typischen Arbeitsfelder für Revierförster, Forstwirte, Holzverarbeiter, Holzmechaniker, Zimmermänner und Parkettleger benannt. Auch an dieser Stelle empfiehlt es sich, eine Erkundung einzuplanen, in der beispielsweise ein Revierförster bei seinem Kontrollgang begleitet werden kann. Bedeutende Sachverhalte, wie beispielsweise die zuvor genannte nachhaltige Holzwirtschaft könnten so noch einmal unter realen Bedingungen erfahren werden.
Abschließend ist zu sagen, dass das Lehrwerk sich durch seinen sehr informativen Charakter, seine attraktiven Doppelseiten sowie seine ansprechende Bebilderung auszeichnet. Grundlegende landwirtschaftliche Themen werden aufgegriffen und beleuchtet. Auch ein Beitrag zur Berufsorientierung kann vom Lehrbuch geleistet werden. Allerdings hat sich in der Analyse gezeigt, dass eine fachgerechte und wertfreie Darstellung der landwirtschaftlichen Sachverhalte dringend notwendig ist. Insgesamt wirken die Seiten durch das unausgeglichene Text-Bild-Verhältnis etwas überladen und demotivierend. Außerdem ist deutlich geworden, dass die Erkundung eines außerschulischen Lernortes an einigen Stellen sehr gut geeignet ist, um den Erkenntniserwerb zu unterstützen und die Lernenden in Bezug zu den entsprechenden Themen zu bringen.
[1] Im Weiteren wird zur Vereinfachung ausschließlich die maskuline Form angewendet.
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