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Wie weiter?

Klimawandel

Heiße Sommer, milde Winter, zu wenig Regen in den Wachstumsperioden der Pflanzen – das Wetter ist seit jeher ein Unsicherheitsfaktor für die Landwirtschaft.

Während sich die Bauern einst auf die vier Jahreszeiten mit ihren klimatischen Eigenheiten einstellen konnten, wird dies zunehmend komplizierter. Denn der Klimawandel mit großer Trockenheit oder extremen Regenfällen macht auch der Landwirtschaft zu schaffen.

Ernteausfälle haben Auswirkungen auf die Preis- und Einkommenssituation der Bauernfamilien. Wenn dann auch noch die Gleichung von Nachfrage und Angebot den Preis nicht mehr beeinflusst, wird es auch schwer, einen Betrieb an die nachfolgende Generation zu übergeben.

  • Was werden in der Zukunft die größten Herausforderungen für die deutschen Landwirte sein?


Mehr Verbraucher haben Probleme häufiger im Blick

Milde Winter können das Wachstum von Schädlingen im Pflanzenanbau begünstigen, aber auch Vegetationsphasen verlängern und Erträge steigern. So liegen Leid und Freud in der Landwirtschaft nah beieinander.

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↪ 80%: Künftig unsichere Preis- und Einkommenssituation

Das wird auch in der Bevölkerung erkannt. 86 Prozent der Befragten bezeichnen daher den Klimawandel als künftig größte Herausforderung für die deutschen Landwirte. Diese Einschätzung wird von allen Bevölkerungsschichten in allen Bundesländern geteilt, und mit neunzig Prozent ganz besonders bei den Schülern. Auch in Hessen, Rheinland- Pfalz und dem Saarland ist diese Herausforderung bei 92 Prozent der Befragten sehr präsent. Dort wird außerdem mit 87 Prozent die unsichere Preis- und Einkommenssituation in der Landwirtschaft deutlicher als in anderen Bundesländern als Herausforderung für die Bauernfamilien genannt.

Insbesondere Befragte mit Volksund Hauptschulbildung benennen die Preis- und Einkommenssituation in der Landwirtschaft als Problem. Mit 84 Prozent liegt die Einschätzung in dieser Befragtengruppe um zehn Prozent höher als bei Menschen mit Abitur und Universitätsbildung.

Deutschlandweit waren den Befragten zu 77 Prozent die Schwierigkeiten bewusst, die mit der Suche nach einem Nachfolger für die Übergabe eines Bauernhofs verbunden sind.

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↪ 77%: Probleme bei der Hofübergabe

In einzelnen Bundesländern lag dieses Problembewusstsein mit bis zu 86 Prozent sogar über dem Durchschnitt; nur in Berlin nicht, wo fast der Hälfte aller Befragten offenbar die entsprechende Empathie fehlte – was ein Indiz für die Ferne der Hauptstädter von der Landwirtschaft sein kann.

Einer mangelnden Wertschätzung der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit sind sich bundesweit 69 Prozent der Befragten bewusst – am seltensten Abiturienten und Uni-Absolventen (60%), Befragte in Nordrhein- Westfalen (59%), und Single-Haushalte (62%).

"Als Landwirt sehe ich derzeit keine Probleme bei der Durchführung verschiedener Klimaziele"

Hannes-Friedrich Böse, Landwirt in Niedersachsen

Die Gesellschaft geht mit der Zeit Hannes-Friedrich Böseund der Zukunft, warum sollte die Landwirtschaft stehen bleiben?! Wir bewegen uns von einer Nachkriegsgeneration zu einer Überflussgesellschaft. Freizeit- und Konsumstress prägen den Alltag der heutigen Gesellschaft. Alles Erschwingliche steht jederzeit zur Verfügung, ob Bananen aus Übersee oder Wildfleisch aus Neuseeland. Der Verbraucher kennt keine leeren Regale, keinen leeren Magen mehr, Toilettenpapier mal außen vor … Doch ist das der richtige Weg?

Derzeit wird rund ein Drittel der Lebensmittel für die Mülltonne produziert, eigentlich eine zu verachtende Zahl für jeden, der da mitmacht. Es beginnt beim Wegwerfen, anstatt zu reparieren. Der Apfel hat eine faule Stelle? Es wird zum neuen gegriffen. Das Salatblatt hat braune Stellen? Es wird aussortiert. Die Mango liegt im Regal und entspricht auf den ersten Blick nicht unserem Idealbild einer Mango? Dann bleibt sie liegen... Übrigens hat eine Mango eine der schlechtesten Co2-Bilanzen exotischer Früchte. Bis zum Konsum hat sie 170 Gramm Co2 erzeugt. Zwar liefert sie ein extravagantes Geschmackserlebnis, doch geht dies zu Lasten des Klimas. Bei einem Graubrot sind es rund 600 Gramm Co2, doch das Brot kann eine Familie zwei Tage lang ernähren; die Mango sorgt lediglich für den kurzen Geschmackskick und füllt den Magen marginal.

Nicht die Starken und nicht die Schlauen überleben, lediglich die Anpassungsfähigen – so schreibt es die Evolutionsgeschichte...

Ob Familienbetrieb oder Agrarindustrie, wir befinden uns nicht nur in einem Wandel, auch eine Entwicklung in viele Richtungen findet statt. Ist Deutschland nicht genau für seine Wandlungsfähigkeit bekannt und sollten wir deshalb mehr darüber nachdenken, uns anzupassen?

Die gesamte deutsche Wertschöpfungskette der Landwirtschaft arbeitet auf einem Höchstniveau, effizienter als Großteile der Nachbarländer. Sie produziert für den Verbraucher, für die Gesellschaft – egal ob bei Nacht oder am Tag … Nur warum treten immer wieder Meinungsverschiedenheiten zwischen Landwirt und Verbraucher auf!?

Wir Landwirte können ohne effiziente Technologie nicht mehr produzieren. Auch wenn es den Anschein einer industriellen Produktion haben sollte, so steht größtenteils ein hocheffizientes Familienunternehmen tagtäglich dahinter.

Als Landwirt und Unternehmer sehe ich derzeit keine Probleme bei der Durchführung verschiedener Klimaziele oder der Verbesserung des Tierwohls, der Steigerung der Betriebsmitteleffizienz oder dem Erfüllen allgemeiner Verbraucherwünsche. Der Weg dahin ist jedoch steinig und holprig. Darum brauche ich als Inhaber eines Wirtschaftsunternehmens, zu dem auch ein landwirtschaftlicher Betrieb gehört, für meine langfristigen Entscheidungen eine entsprechende Planungssicherheit. Denn wir wissen, was wir tun. Landwirte verstehen ihr Handwerk, und das seit Generationen.

Bildquellen

Klimabaum: adobeStock_© nirutft
Geld und Korn: adobeStock_© Alexander Yakovlev
Vater und Sohn: adobeStock_© Lightfield Studios
Hannes-Friedrich Böse: privat