Pusteblume. Das Arbeitsbuch Sachunterricht 3 und 4
Das Lehrwerk „Pusteblume. Das Arbeitsbuch Sachunterricht 3 und 4“ ist 2014 erstmals im Schroedel/Westermann-Verlag erschienen und wird mittlerweile in der siebten Auflage produziert. Es eignet sich für den Unterricht im Fach Sachunterricht der Klassenstufe 3/4 in allen Bundesländern außer Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern. Zum Arbeitsbuch gibt es umfangreiches Zusatzmaterial. So ist zusätzliche Lernsoftware für Lehrende und Lernende digital abrufbar. Außerdem gibt es eine Lehrerhandreichung mit Kopiervorlagen. Hinzu kommen sogenannte Länderhefte, die spezifische und ergänzende Materialien für die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Schleswig-Holstein anbieten. Das Thema Landwirtschaft wird speziell im Rahmen des Kapitels 2: Natur (I) behandelt, in dem es um (Nutz-)Pflanzen und das Leben im Ökosystem Wiese geht oder im Kapitel 4: Technik, das die Getreideernte aus aktueller und historischer Perspektive miteinander vergleicht.
Lernziele und Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler[1]erhalten mit der Bearbeitung des Lehrwerks die Möglichkeit, vielfältige Kompetenzen zu erwerben, die sich in den Lehrplänen der Bundesländer wiederfinden. Wird das niedersächsische Kerncurriculum für das Fach Sachunterricht betrachtet, so lassen sich die Inhalte des Kapitels Natur (I) diesem zuordnen. Entsprechend der Vorgaben des Curriculums sollen die Lernenden dadurch befähigt werden, die wechselseitigen Abhängigkeiten und Anpassungsvorgänge typischer Pflanzen und Tiere in ihren verschiedenen Lebensräumen beschreiben und erklären. Im Lehrwerk werden beispielsweise unterschiedliche Ökosysteme wie das Gewässer, der Wald oder die Wiese betrachtet, zu denen die Schüler diese Aspekte herausarbeiten. Besonders zum Tragen kommt dies auf den Seiten zu den Pflanzen und Tieren des Waldes, von denen einige Beispiele wie das Eichhörnchen, der Baummarder, der Specht oder die Eichenwicklerraupe genannt und ihre Anpassung an den Wald beschrieben werden.
Eine weitere Kompetenz, die in den Curricula vorgegeben und vom Arbeitsbuch aufgegriffen wird, findet sich in der Perspektive Technik. Hier sollen die Schüler die Entwicklung und Optimierung von Handwerkzeugen begründen sowie Nutzen und Folgen der technischen Weiterentwicklungen bewerten. Das Lehrwerk setzt diese Forderungen auf den Seiten zur Getreideernte um. Dabei werden unterschiedliche historische Werkzeuge zur Getreideernte wie die Sense oder der Dreschflegel vorgestellt und die Grundzüge der technischen Entwicklung hin zum Mähdrescher beschrieben.
Aufbau und Analyse der Kapitel
Das Arbeitsbuch verfügt über einen weichen Hefteinband und beginnt mit einem Inhaltsverzeichnis, in dem die Themen der Ober- und Unterkapitel vorgestellt werden. Auffällig ist, dass die Überschriften den Vorgaben des Perspektivrahmens Sachunterrichts entsprechen (Natur, Technik, Zeit, usw.). Direkt nach dem Inhaltsverzeichnis folgt die Erklärung der Symbolik. Hier wird dargestellt, dass jedes Kapitel eine eigene Farbgebung hat. So ist „Natur“ grün unterlegt, „Gesellschaft“ orange, „Technik“ blau, „Raum“ rot und „Zeit“ gelb.
Als erstes Kapitel stellt das Lehrwerk eine Methodenwerkstatt zur Verfügung, bei der die Schüler grundlegende Methoden wie das Auswerten eines Bildes, das Anlegen einer Zeitleiste oder die Auswertung einer Karte erlernen. Bereits hier sind unterschiedliche Materialien miteinander kombiniert: Bilder, Texte, Karten und Tabellen. Außerdem kann aktiv mit den Vorlagen gearbeitet werden: Wichtiges kann ausgeschnitten und für eine eigene Kartei aufgeklebt und gesammelt werden. Dieser erste Teil des Buches nimmt 25 Seiten ein. Danach beginnen die thematischen Kapitel. Der Einstieg erfolgt stets über Bilder und einleitende Fragen, die eine erste Annäherung an die Lerninhalte ermöglichen sollen. Direkt hinter dieser Einstiegsseite ist ein kleines Lexikon angesiedelt, indem wichtige Fachbegriffe erläutert werden. Es finden sich darin die Begriffe wieder, die im Kapitel farbig unterlegt sind. Innerhalb der Kapitel sind ebenfalls die unterschiedlichen Strukturelemente miteinander kombiniert. Durch farbliche Unterlegungen und Hervorhebungen soll das Lernen gezielt gesteuert werden. Die Aufgaben sind durch Kästchen gekennzeichnet, ein entsprechendes Papier-Symbol bedeutet, dass im Arbeitsheft gearbeitet werden soll. Am Ende jedes Kapitels befindet sich eine Testseite, mit der die Lernenden ihren Kompetenzzuwachs individuell überprüfen können. Dazu gibt es auch ein Punktesystem, mit dem das Kontrollieren leichter fällt. Das Buch schließt mit einer großen Überprüfungsseite, in dem die Punkte jedes Kapitels eingetragen werden können. Zudem findet sich im Einband ein Bildnachweis sowie eine politische Karte Deutschlands.
Reflexion
Wie bereits in der analytischen Betrachtung der Kapitel deutlich geworden ist, sind sie übersichtlich, einheitlich und abwechslungsreich gestaltet. Sie zeichnen sich darüber hinaus durch ein altersadäquates Layout aus, was vor allem durch die Farbgebung innerhalb der Kapitel sehr gut gelingt. Die Texte sind kurz und verfügen über eine angemessene Schriftgröße, sodass alle Schüler diese gut lesen können. Teilweise fällt auf, dass Begriffe genutzt werden, die die Schüler noch nicht beherrschen (können) und die das Verständnis der Lerninhalte erschweren könnten. Dies fällt vor allem beim Lesen der längeren Texte auf. Gerade hier sollte auf komplizierte Begriffe verzichtet werden, um die Motivation der Schüler hochzuhalten und schwache Leser nicht zu entmutigen. Die farblichen Hervorhebungen in den Texten ermöglichen es den Schülern zu erkennen, welche Begriffe wichtig sind und welche sie zusätzlich nachschlagen können.
Die Bilder sind gut gewählt und ergänzen die Informationen aus den Texten. Besonders die Zeichnungen holen die Lernenden in ihrer Lebenswelt ab und sorgen dafür, dass sie sich darin wiederfinden. Die Karten, Tabellen und Schaubilder sind anschaulich und werden durch die Ergänzungen, die die Schüler darin tätigen zu individuellen Handlungsprodukten. Einige Seiten verfügen über (zu) viele bunte Bilder und Darstellungen, dies könnte die Lernenden unter Umständen ablenken. Hier empfiehlt es sich auf die Kopiervorlagen zurückzugreifen, um den Lernprozess gezielter zu steuern.
Die Aufgaben sind abwechslungsreich und variieren auf den Seiten. Es gibt (Zu-) Ordnungsaufgaben, Aufgaben zum Malen und Skizzieren, Beschreiben und zum Kreativwerden mit Schere und Kleber. Alle Materialien befinden sich direkt auf den Seiten und können genutzt werden. Die Aufgaben können auf diese Weise mit den gegebenen Informationen häufig direkt im Arbeitsbuch beantwortet werden. Nur selten wird ein Heft gebraucht. Wünschenswert wäre es, wenn zu den Aufgaben Differenzierungen gegeben würden. So könnten auch die Lernenden mit speziellen Förderbedarfen individueller angesprochen werden. Dies ließe sich leicht über unterschiedliche Symbole realisieren.
Auf der ersten Seite, die sich einem landwirtschaftlichen Thema zuwendet, wird Weizen von Mais unterschieden. Beide Pflanzen werden anhand ihres Erscheinungsbildes miteinander verglichen. Im Text finden sich die wesentlichen Aspekte, die als Vergleichspunkte herangezogen werden können. Wichtig zu erwähnen ist hier, dass der Weizen, der in Deutschland überwiegend produziert wird, keine Grannen hat. Neuere Züchtungen, die im Zuge der Klimaresistenz entwickelt wurden, verfügen mittlerweile wieder über Grannen. Sie sind allerdings bislang selten anzutreffen. Auf der folgenden Doppelseite werden die Getreidearten miteinander verglichen und Weizen, Gerste, Roggen und Hafer gegenübergestellt. Hier könnte es aufgrund der eingangs falschen Beschreibung, nach der Weizen über Grannen verfügt, zu Verwirrungen kommen. Auch die Vergleichspunkte könnten dazu beitragen. Die folgenden Seiten beschäftigen sich mit Experimenten zur Aussaat und Keimung von Bohnen. Die Darstellungen sind gut gelungen, nachvollziehbar und können von den Lernenden angewendet werden.
Auf der Seite zur Wiese werden vier Bilder dargestellt, die die Pflanzen dort im Frühling und Sommer sowie den Heuernteprozess zeigen. Hierzu ist zu sagen, dass das geerntete Gras nicht nur zu Heu gepresst und dann an die Tiere verfüttert wird. Es gibt auch andere Verwendungsmöglichkeiten, nach denen das Gras unmittelbar nach der Mahd in die Ställe gebracht und verfüttert wird (vor allem in Süddeutschland). Auch das Einsilieren des frisch gemähten Grases ist in der Grünlandwirtschaft Norddeutschlands weit verbreitet. Ein weiterer Aspekt, der negativ ins Auge fällt, ist die Darstellung der Heuernte. Diese erfolgt zumeist mithilfe größerer Erntemaschinen wie Quader- oder Rundballenpressen. Überladewagen, wie hier dargestellt, sind nur noch selten verbreitet.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Arbeitsbuch sich sehr gut für den Einsatz im Sachunterricht eignet. Besonders das schülergerechte Layout und die vielfältigen Aufgabenformate überzeugen. Wünschenswert wäre noch eine stärkere Berücksichtigung der inklusiven Schülerschaft, was über eine einfachere Wortwahl oder differenzierte Aufgaben sichergestellt werden könnte. Darüber hinaus wäre ein stärkerer Bezug zum regionalen außerschulischen Lernen wünschenswert, bei dem das Gelernte direkt erfahrbar gemacht und Primärerfahrungen generiert werden könnten.
[1]Im Weiteren wird zur Vereinfachung das generische Maskulinum verwendet.
Details Eintrag
- Berlin
- Brandenburg
- Bremen
- Hamburg
- Hessen
- Mecklenburg-Vorpommern
- Niedersachsen
- Nordrhein-Westfalen
- Rheinland-Pfalz
- Saarland
- Sachsen-Anhalt
- Schleswig-Holstein
- Thüringen