Umweltfreunde 4
Das Schulbuch „Umweltfreunde 4 - Ausgabe Mecklenburg-Vorpommern“ ist 2017 in der ersten Auflage im Verlag Volk und Wissen, der zur Cornelsen-Gruppe gehört, erschienen. Es eignet sich für den Einsatz im Sachunterricht der vierten Klasse der mecklenburg-vorpommerschen Grundschule. Neben der Schülerausgabe sind weitere Materialien erhältlich. Dazu gehören Lehrerhandreichungen für den Unterricht mit Kopiervorlagen und digitale Zusatzangebote wie das E-Book, das den Einsatz auf digitalen Endgeräten möglich macht. Das Thema Landwirtschaft wird im Kapitel sieben „Früher und heute“ und Kapitel neun „Der Natur auf der Spur“ angesprochen.
Lernziele und Kompetenzen
Mit der Bearbeitung des Schulbuches haben die Schülerinnen und Schüler[1] die Möglichkeit, zahlreiche Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben, die in den Rahmenlehrplänen Mecklenburg-Vorpommerns zu finden sind. Dazu zählt beispielsweise, dass die Schüler die artgerechte Haltung eines Nutztieres beschreiben, dokumentieren und bewerten. Das Lehrwerk setzt diese Forderungen auf einer Seite zur Nutztierhaltung um, in der am Beispiel des Schweins die konventionelle mit der ökologischen Haltung verglichen wird. Ein weiterer curricularer Schwerpunkt ist die Darstellung des Wandels der Lebensverhältnisse aus historischer Perspektive. Dazu gibt der Rahmenlehrplan vor, dass technologische und geographische Entdeckungen thematisiert werden sollen. Im Schulbuch findet sich eine Doppelseite, die sich mit der Arbeit in der Landwirtschaft früher und heute befasst. Darin wird die Arbeit des Bauern am Tag und im Jahresverlauf in den Mittelpunkt gerückt. Außerdem zeigt die Seite die Funktionsweise des Mähdreschers und vergleicht sie mit der traditionellen Arbeit des Dreschens.
Aufbau und Analyse der Kapitel
Das Schulbuch ist in einem DIN-A4-Format gehalten und kartoniert. Im Einband findet sich eine Erläuterung der Zeichen und Farben. Wichtige Begriffe sind in grün hervorgehoben und werden im Minilexikon am Ende erklärt. Mit dem „Wegweiser“-Symbol werden Verweise auf andere Themen und Doppelseiten sowie auf Methoden gegeben. Weiterhin gibt das Buch Anregungen zum Experimentieren, die in rot überschriebenen Kästen zu finden sind. In orange gehalten werden zusätzliche Informationen zum Weiterlesen in Textform gegeben. Lerntipps sind in hellgrüner Farbe gehalten und mit „Leichter Lernen“ überschrieben. Auch die Aufgaben sind farblich unterschiedlich markiert. Je nach Anforderungsbereich sind sie in weiß, rosa oder rot unterlegt. Aufgaben mit Regenbogen-Muster sollen in kooperativer Form oder in Gruppen- und Partnerarbeit gelöst werden. Die kleinen Umweltfreunde-Figuren dienen der Motivation und geben zusätzliche Hinweise. Nach der Titelseite und dem Impressum ist das Inhaltsverzeichnis angesiedelt. Insgesamt gibt es elf Kapitel, die einen unterschiedlichen Umfang haben können. Die Kapitel beginnen mit Einstiegsseiten, die große Fotos und Zeichnungen zur Einstimmung auf das Thema bereitstellen. Auf diese Weise können sie zum Einstieg und für eine erste Annäherung im Unterricht genutzt werden. Auch Impulsfragen finden sich dort. Es folgen die Themendoppelseiten, die Texte, Bilder, Karten und Fotos beinhalten und unterschiedlich miteinander kombinieren. Im unteren Teil der Seite sind die Kompetenzen für die Lehrkraft ausgewiesen, sodass diese sich daran orientieren kann. Daneben werden an dieser Stelle auch Verweise zum zugehörigen Arbeitsheft oder zu anderen Zusatzmaterialien getätigt. Das Ende jedes Kapitels markiert die „Freundeseite“ auf der die Schüler Anregungen und Aufgaben zur Weiterarbeit bekommen. Häufig erfolgt dies in handlungsorientierter Form.
Das Buch schließt ab mit dem Minilexikon „Zum Nachschlagen“, einem Text- und Bildquellenverzeichnis sowie einer Übersicht, die die Passung des Schulbuches zum Lehrplan darstellt. Im hinteren Einband ist eine physische Karte Mecklenburg-Vorpommerns abgebildet.
Reflexion
Insgesamt besticht das Lehrwerk durch seine schülergerechte Aufmachung. Besonders die Bilder sind motivierend, altersadäquat und lebensweltbezogen. Die Texte hingegen sind sehr lang und es werden teilweise schwierige Wörter benutzt, die nicht dem Wortschatz eines Viertklässlers entsprechen. Zudem sind die Sätze eher verschachtelt, was das Lesen für die noch wenig geübten Leser erschwert. Die Schriftgröße und die Schriftart sind angemessen. Mit Blick auf die einzelnen Seiten fällt auf, dass sie mehrheitlich ein ausgeglichenes Verhältnis von Text und Bild besitzen. Dennoch gibt es einige unter ihnen, vor allem im Kapitel fünf „Das tut mir gut“, die fast ausschließlich Texte aufweisen. Diese sind für Schüler eher demotivierend. Die übrigen Themendoppelseiten sind abwechslungsreich und einheitlich gestaltet. Sie zeichnen sich ferner durch eine gute Struktur aus. Die Aufgaben sind taxonomisch gegliedert und lassen sich mithilfe der Materialien auf den Seiten beantworten. Zudem sind sie handlungsorientiert und schülergerecht formuliert. Sie könnten allerdings etwas kürzer und prägnanter sein.
Die Doppelseite zur Arbeit in der Landwirtschaft früher und heute zeichnet sich durch eine anschauliche und schülergerechte Bebilderung und kurze Informationstexte aus. Die Bilder zeigen den Tagesablauf eines Landwirtes vor etwa 100 Jahren. Gegliedert in den Morgen, an dem der Bauer die Tiere (hier: Kühe) füttert und melkt, in den Tag, an dem er in Abhängigkeit von der Jahreszeit mäht, pflügt, sät oder erntet und den Abend, an dem er wieder die Tiere füttert und zu Bett geht. In der zugehörigen Aufgabe werden die Lernenden aufgefordert diese täglichen Arbeiten früher mit denen von heute zu vergleichen. Dies stellt ein Problem dar, da die heutige Landwirtschaft durch den Strukturwandel sehr diversifiziert ist. Es ist also für die Schüler sehr schwierig einen Vergleich herzustellen. Zudem ist davon auszugehen, dass die Schüler kaum über Wissen zum Tagesablauf eines Landwirtes von heute verfügen. Es wäre daher angebracht, einen weiteren kleinen Informationstext bereitzustellen oder eine Erkundung zu einem landwirtschaftlichen Betrieb zu unternehmen.
Auf der Doppelseite zur Nutzierhaltung am Beispiel des Schweins in Kapitel zehn „Im Sommer“ wird die konventionelle Tierhaltung mit der ökologischen verglichen. Es werden die Begriffe Massentierhaltung und artgerecht genutzt, die fachlich nicht entsprechend eingeführt werden. Obwohl die Bilder außerdem ein realistisches und angemessenes Bild zeigen, werden Erläuterungen vorgegeben, sodass eine Meinung nicht selbst gebildet wird. Es geht curricular gesehen eigentlich um das Kennenlernen unterschiedlicher Haltungsformen von Nutztieren und nicht um den Einstieg in eine fachliche Diskussion um artgerechte Tierhaltung. Meinungsbildung in der Grundschule sollte schrittweise erfolgen und die Schüler an strittige Sachverhalte langsam herangeführt werden. Eine wertfreie Vermittlung im Unterricht ist dabei essentiell. Auch hierbei kann die Erkundung eines landwirtschaftlichen Betriebes in der Region im Rahmen des außerschulischen Lernens einen wertvollen Beitrag leisten.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass das Lehrwerk auf die curricularen Vorgaben abgestimmt ist und die Lerninhalte schülergerecht und anschaulich darstellt. Die Auswahl der Medien und Materialien ist gelungen, sollte jedoch mit Blick auf die Texte und die Lerngruppe noch besser dargestellt werden. Zudem ist die Notwendigkeit der objektiven und wertfreien Vermittlung deutlich geworden, die sich gut im Rahmen von Hofbesuchen umsetzen ließe.
[1] Im Folgenden wird zur besseren Lesbarkeit der generische Maskulin verwendet.
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