Werkstattunterricht – Auf dem Bauernhof
Das Heft „Werkstattunterricht – Auf dem Bauernhof“ ist 2007 im Schubi-Verlag erschienen. Es beinhaltet Lernmaterialien, die die Unterrichtsform des Werkstattunterrichts bedienen und somit den individuellen Entwicklungsstufen der Kinder zum Zeitpunkt des Schuleintritts zu begegnen. Somit ist das Lehrwerk für den Einsatz in der Klassenstufe 1/2 ausgelegt, kann aber auch jahrgangs- und fachübergreifend eingesetzt werden. Es sind Arbeitsanweisungen für Lehrkräfte, Kopiervorlagen und Schautafeln im Lehrwerk enthalten. Das Thema Landwirtschaft wird auf allen Seiten des Lehrwerks thematisiert.
Lernziele und Kompetenzen
Mit der Bearbeitung der Materialien des Lehrwerkes erhalten die Schülerinnen und Schüler[1] die Möglichkeit, zahlreiche Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben. So fordert der Bildungsplan in Baden-Württemberg für das Fach Sachunterricht, dass die Schüler Tiere eines Lebensraums exemplarisch benennen, beschreiben und voneinander unterscheiden. Diese Forderungen werden auf den Seiten zu den Tierfamilien umgesetzt. Dabei sollen die Schüler Tierkarten ausschneiden und diese einer Tierfamilie zuordnen. Sie werden außerdem in einem Forscherblatt dazu aufgefordert, die weiteren Mitglieder der Tierfamilie zu benennen, Besonderheiten, Nutzen und die Nahrung der Tiere aufzuzählen und sich Notizen zum Aussehen zu machen. Weiterhin lernen die Schüler die Produkte der Nutztiere des Bauernhofes kennen. Insbesondere werden das Ei und die Milch vorgestellt. Am Beispiel der Milch kann der Prozess vom Melken des Euters bis hin zum Kauf im Supermarkt nachvollzogen werden.
Der Werkstattunterricht fördert einen lernerzentrierten und handlungsorierntierten Unterricht. Ähnlich wie in einer Werkstatt können die Kinder an unterschiedlichen Aufgaben innerhalb desselben Themas arbeiten. Es gibt Arbeitsaufträge, die alleine oder in Gruppen gelöst werden sollten. Auf diese Weise übernehmen die Schüler Verantwortung, werden Experten, tragen ihr Wissen weiter und geben anderen Hilfestellung. Der Lehrer nimmt sich in dieser Unterrichtsform zurück und fungiert als Berater, Unterstützer und Organisator.
Aufbau und Analyse der Kapitel
Das Heft beginnt mit einem Vorwort des Autors, danach folgt das Inhaltsverzeichnis. Insgesamt enthält das Lehrwerk sechs Kapitel, die sowohl Hinweise zur Durchführung für Lehrkräfte enthalten als auch Arbeitsmaterialien für die Schüler. Nach dem Inhaltsverzeichnis findet sich eine Übersicht aller bisher erschienenen Werke der Reihe. Mit dem Lehrerkommentar beginnt das Lehrwerk zunächst grundsätzliche Aspekte sowie inhaltliche und organisatorische Hinweise zur Durchführung der Werkstattreihe zu geben. Im Anschluss daran wird eine Übersicht der Arbeitsaufträge gegeben, in der Erläuterungen zu den Arbeitsmaterialien erfolgen und die Lösungen abgedruckt sind.
In dem Bereich Auftragskarten erhalten die Schüler eine ausführliche Anleitung für die Bearbeitung der jeweiligen Aufgaben. Es empfiehlt sich, diese in Farbe auszudrucken, um eventuelle Verwirrungen zu vermeiden. Im Sitzkreis werden die Aufträge besprochen. Eine entsprechende Reduktion, um auch eine selbstständige Bearbeitung durch die Schüler zu ermöglichen, kann vom Lehrer durch die leeren Auftragskarten selbst erstellt werden. Unten auf den Karten sollte jeweils ein „Helferkind“ oder Chef eingetragen werden, sodass die Verantwortung für die Aufgabe an einen Schüler abgegeben wird. Für Fragen oder zur Kontrolle soll dieser Schüler dann konsultiert werden. Die Arbeitsblätter enthalten umfangreiche Materialien. Sie besitzen bildliche Darstellungen, die von den Schülern ausgemalt werden können, kleine Texte, Tabellen und Aufgabenstellungen. Im Kapitel Kontrolle und Zusätze sind weitere Vorlagen beispielsweise für die Gestaltung von Deckblättern oder eines Werkstattpasses enthalten. Im letzten Kapitel, das Anhänge und Extras beinhaltet, werden weitere Impulse gesetzt, die zum einen musikalische oder lautliche Übungen zeigen, zum anderen aber auch Bewegungen zu den Lauten vorschlagen oder Bastelanleitungen für Tiere aus Knete geben. Außerdem enthält das Heft weitere Materialien, die punktuell nach Bedarf eingebaut werden können.
Reflexion
Wie in der Analyse der Kapitel bereits deutlich geworden ist, sind die Materialien des Heftes durch eine kindgerechte und altersgemäße Darstellung gekennzeichnet. Insbesondere die vielen Ausmalbilder und die kurzen Texte sind für Grundschulkinder sehr motivierend. Sie werden über sehr unterschiedliche Zugänge spielerisch an die Inhalte herangeführt und können viele nützliche Informationen zum Thema Landwirtschaft erhalten. Durch die übersichtliche und einheitliche Gestaltung und die zahlreichen Hinweise für die Lehrkräfte gelingt eine gute Einbettung in den Unterricht. Der Ansatz des Werkstatt-Unterrichts ist passend gewählt und ermöglicht Unterricht, in dem die Schüler Verantwortung übernehmen und selbst handelnd tätig werden. Die Aufgaben sind daher handlungsorientiert und fokussieren das Basteln, Lesen, eigenständige Recherchieren und den Austausch untereinander. Die Seiten des Kapitels „Arbeitsblätter“ sind der Kern des Lehrwerks, daher wird im Weiteren darauf Bezug genommen.
Besonders erwähnenswert ist das Material „Forscherblatt“, in dem die Schüler selbstständig einen Steckbrief zu den Nutztieren der Landwirtschaft gestalten. Darauf werden die Tierfamilie und wichtige Daten zu dem Tier wie Größe oder Gewicht notiert. Aus einem Bildbuffet kann das entsprechende Bild vom Tier ausgewählt werden. Weitere wichtige Informationen, wie Besonderheiten, Nahrung und besonderer Nutzen der Tiere können selbst grafisch dargestellt werden. Hierzu können die Schüler ein Lexikon verwenden, in Büchern oder im Internet recherchieren. Mit diesem Material wird in besonderem Maße der Heterogenität der Schülerschaft an der Grundschule Rechnung getragen, da die Informationen vielfältig beschafft werden können. Außerdem besteht die Möglichkeit, die jeweiligen Lösungen sowohl zeichnerisch als auch schriftlich darzulegen.
Kritisch zu bemerken sind in diesem Lehrwerk die überwiegend idyllisierten Darstellungen der Landwirtschaft. Moderne Stallanlagen, die mittlerweile in jedem landwirtschaftlichen Betrieb anzutreffen sind, finden sich nicht. Daher wird diesbezüglich nur ein wenig authentisches Bild vermittelt.
Als sehr gelungen kann auch die Seite „Wie kommt die Milch in die Flasche?“ betrachtet werden. Darin erhalten die Schüler einen Einblick in die Wertschöpfungskette der Milchproduktion und -verarbeitung. Prozessbezogene Kompetenzen werden so gefördert. Hier empfiehlt es sich, zusätzlich eine Erkundung in eine Molkerei einzuplanen, um einen Einblick in die Prozesse vor Ort zu gewinnen. Auch die Doppelseite, in der die Schüler ein Faltheft zur Entwicklung vom Ei zum Huhn gestalten, überzeugt. In diesem „Endlosbuch“, in dem es keinen Anfangs- oder Endpunkt gibt, können sich die Schüler mit der Entwicklung eines Huhnes vertraut machen und erklären ihren Mitschülern die Prozesse mithilfe der Bilder.
Abschließend betrachtet kann gesagt werden, dass das Werkstattheft sehr gut im schulischen Kontext verwendet werden kann. Die handlungsorientierten Aufgaben, die Anregungen zum selbstständigen Lernen und die altersadäquate Gestaltung der Arbeitsmaterialien sind sehr motivierend für die Schüler und bieten eine Abwechslung zum Frontalunterricht. Als problematisch sind die idyllisierten Darstellungen zu sehen, die kein authentisches Bild der modernen Landwirtschaft vermitteln. Besonders gelungen sind ferner sowohl der fachübergreifende Ansatz als auch die Hinweise für die Lehrpersonen zum Einsatz des Materials. Dort wird ebenfalls darauf verwiesen, dass der Besuch eines Bauernhofes in jedem Fall zu empfehlen ist. Dies ist zu unterstreichen, um realitätsnahe Vorstellungen zu erzielen.
[1] Im Folgenden wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit die maskuline Form angewandt.
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