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Wasser darf was kosten

Wertewandel

Bisher wurde immer wieder angenommen, dass die Zahlungsbereitschaft der Mehrheit der Bevölkerung für Lebensmittel aus artgerechter Tierhaltung am höchsten ist. Das war ein Irrtum. Noch wichtpiger ist den Menschen sauberes Grundwasser.

Tierhaltung, regional erzeugte Lebensmittel, der Erhalt der Artenvielfalt, weniger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder die klimafreundliche Herstellung von Produkten - alles hat für die Bevölkerung weit weniger Bedeutung.

Die Zahlungsbereitschaft für sauberes Wasser ist bei den Bundesbürgern höher als für jede andere Leistung. Obwohl die Wasserversorgung in Deutschland ein deutlich höheres Niveau als in anderen vergleichbaren Ländern hat, wären die Menschen bereit, für die Sicherstellung dieser Versorgung künftig noch mehr Geld auszugeben.

  • Angenommen, für einige Dinge müssten Sie künftig mehr Geld ausgeben. Wie wichtig wären Ihnen dann folgende Dinge?


Frauen haben höhere Zahlungsbereitschaft

Das von den Vereinten Nationen verbriefte Menschenrecht auf sauberes Wasser ist auch für die Bevölkerung in Deutschland ein wichtiges Gut. 82 Prozent der Befragten würden dafür mehr Geld ausgeben - um zehn Prozent sogar deutlich mehr Frauen als Männer.

Auch in allen anderen in der Umfrage genannten Punkten sind die Frauen bereit, mehr als die Männer zu bezahlen: Bei der artgerechten Tierhaltung sind es 16 Prozent, beim Erhalt der Artenvielfalt 14 Prozent, die eine höhere Zahlungsbereitschaft haben. Jeweils zwölf Prozent beträgt der Abstand der Frauen zur Zahlungsbereitschaft der Männer bei regionalen Lebensmitteln und einer Verringerung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln.

Was hohen und niedrigen Einkommensschichten besonders wichtig ist

Mit 89 Prozent gibt es in den Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 1.500 Euro die größte Zahlungsbereitschaft für sauberes Grundwasser. Sie liegt sogar um zehn Prozent über der von Haushalten mit mehr als 3.500 Euro Nettoeinkommen.

Dagegen sind Haushalte mit hohem Einkommen zu 66 Prozent bereit, für regionale Lebensmittel mehr Geld auszugeben; besonders in der Altersgruppe von 30 bis 39 Jahren (71%), in Sachsen und Thüringen (72%) sowie in Baden-Württemberg (70%).

Die höchste Zahlungsbereitschaft für eine artgerechte Tierhaltung ist mit 74 bzw. 72 Prozent in der Bevölkerung zwischen 30 und 39 Jahren sowie bei den Senioren über sechzig Jahren verbreitet.

Mit 76 Prozent ist den Befragten in Berlin der Erhalt der Artenvielfalt um mehr als ein Drittel wichtiger als den Menschen in allen anderen Bundesländern.

↪ 82%: Sauberes Grundwasser ist mehr Geld wert

↪ 70%: Zahlungsbereitschaft für mehr Tierwohl

↪ 60%: Für regionale Lebensmittel wird gerne mehr ausgegeben

"Es ist leichter, zu sagen, dass man mehr Geld für Tierwohl ausgeben würde, als es dann auch wirklich zu tun"

Josef Seitz, Landwirt in Oberbayern

Als Bauernfamilie betreiben wir Hopfenanbau, Josef SeitzSchweinehaltung und Ackerbau, und produzieren, was der Handel sucht. Produkte, die immer gleich sind und die sich nicht ständig in Qualität, Größe, Gewicht und vielen weiteren Merkmalen ändern. Es gibt natürlich auch Marktlücken wie die Direktvermarktung am Hofladen, die für uns jedoch auch erst einmal mit Kosten verbunden ist und viel Zeit benötigt. Und wenn der Hofladen zu weit vom Verbraucher entfernt ist, deckt der Umsatz kaum die Kosten. Somit ist Direktvermarktung nicht für jeden Betrieb geeignet.

Sauberes Grundwasser ist für uns Landwirte die Grundlage erfolgreicher Arbeit; und nicht nur, weil auch wir an unsere Kinder denken. Wir düngen nur so viel, wie es unsere Pflanzen zum Wachstum brauchen. Je mehr dabei unsere Arbeit eingeschränkt wird, umso größer wird das Risiko, dass unsere Pflanzen nicht gedeihen und Ernten ausfallen.

Das von Verbrauchern gepriesene Interesse an mehr Tierwohl kommt bei vielen Umfragen zur Geltung, jedoch ist der Absatz der Tierwohlprodukte eher gering. Es ist leichter, in einer Umfrage zu sagen, dass man mehr Geld für Tierwohl ausgeben würde, als es dann auch wirklich zu tun, wenn beim Einkaufen die SUPER-RABATTE mit billigstem Fleisch locken.

Wäre das Kaufinteresse der Verbraucher anders, würden z.B. Supermärkte dies wahrnehmen und ihr Sortiment umstellen. Schlachthöfe würden die Forderungen der Vermarkter zu spüren bekommen und müssten dann mehr Geld für Tierwohlhaltung ausgeben, um mehr Tiere aus diesen Haltungssystemen zu bekommen, die sich der Verbraucher wünscht. Dann wären auch bei uns Landwirten die Preise besser und es würden sich vielleicht mehr Betriebe eine Umstellung überlegen. Es entscheidet also am Ende immer der Verbraucher, welche Produkte und Haltungssituationen er fördert.

Bildquellen

Euro-Wasser: AdobeStock_© K.-U.Häßler
Hand im Wasser: AdobeStock_© Wunderbild
Frau mit Schweinen: i.m.a/Timo Jaworr
Hofladen: i.m.a/Timo Jaworr
Josef Seitz: privat