Netzwerk – Biologie, Naturphänomene und Technik
Das Schulbuch „Netzwerk – Biologie, Naturphänomene und Technik“ ist 2016 erstmalig beim Schroedel-Verlag erschienen. Als Schulbuch ist es für die Klassenstufen 5/6 des baden-württembergischen Gymnasiums für das Fach Biologie, Naturphänomene und Technik (BNT) ausgelegt. Zu diesem Buch sind außerdem digitale Unterrichtsmaterialien erhältlich. Dieser Verbund ermöglicht eine Nutzung auf digitalen Endgeräten wie Smart Boards und Tablets. Das Thema Landwirtschaft wird im Kapitel „Wirbeltiere“ angesprochen.
Lernziele und Kompetenzen
Die im Bildungsplan geforderten Kompetenzen können mit den Seiten des Kapitels „Wirbeltiere“ angebahnt und erworben werden. Der Bildungsplan sieht vor, dass die Schülerinnen und Schüler[1] die Lebensweise und den Körperbau von Säugetieren, die als Haus- oder Nutztiere gehalten werden, beschreiben und vergleichen können. Weiterhin ist vorgesehen, dass sie angemessene Haltungsbedingungen von Haus- und Nutztieren mithilfe ausgewählter Beispiele erklären. Sie beschreiben und bewerten darüber hinaus verschiedene Formen der Tierhaltung unter verschiedenen Gesichtspunkten und erläutern und bewerten die Veränderungen der Lebensweise von Wirbeltieren als Folge anthropogener Einflüsse. Diese Kompetenzen werden auf den Doppelseiten „Das Rind ist ein Pflanzenfresser und ein Wiederkäuer“, „Das Hausschwein ist ein Allesfresser“, „Pferde – Nutztiere im Wandel“, „Das Rind – unser wichtigstes Nutztier“, „Projekt: Massentierhaltung“ und „Der Mensch verändert den Lebensraum der Tiere – Wildtiere in der Stadt“ erworben.
Neben den fachlichen Inhalten stellt das Lehrbuch weitere Doppelseiten bereit, auf denen beispielsweise fächerübergreifend gearbeitet werden kann, grundlegende naturwissenschaftliche Arbeitstechniken vorgestellt und eingeübt, zusätzliche Übungen bereitgestellt, Projekte vorgeschlagen, zusätzliche Begriffserklärungen gegeben, Zusammenfassungen präsentiert oder Basiskonzepte wiederholt und das im Kapitel erlernte Wissen durch wiederholende Aufgaben vernetzt wird.
Analyse
Aufbau der Kapitel
Das Buch ist in sieben Oberthemen gegliedert, die sich in einzelnen Kapiteln wiederfinden. Die Einführung in jedes Kapitel erfolgt durch Einstiegsseiten, auf denen sich Bilder und Fotos sowie kleine Texte finden. Darin befindet sich ein erster Einblick in die im Kapitel thematisierten Inhalte gegeben und erste kleine Impulse gesetzt. Es folgen die Themenseiten des Kapitels, die oftmals eine Doppelseite umfassen. Sie verfügen über vielfältige Materialien: Bilder, Fotos, Texte, Grafiken und Diagramme, die hierin kombiniert werden. In den Aufgaben finden sich Materialverweise, die eine Hilfestellung geben und dem besseren Verständnis der medialen Inhalte dienen sollen.
Durch die Länge der Kapitel enthält jedes von ihnen zahlreiche der bereits o. g. Sonderseiten, die in unterschiedlicher Anzahl vorzufinden sind. Die Zusammenfassungen sowie die Seite „Wissen vernetzt“ sind immer am Ende des Kapitels anzutreffen. Darin wird den Schülern die Möglichkeit eingeräumt, das gelernte Wissen zu festigen. Eine individuelle Überprüfung des eigenen Lernzuwachses wird ermöglicht und die Zusammenführung der Lerninhalte angestrebt. Da das Lehrwerk auch für die fünfte Jahrgangsstufe ausgelegt ist, ist vor dem ersten Kapitel eine Seite angesiedelt, die sowohl eine Einführung in das Lehrwerk bietet als auch dessen Aufbau erläutert. Im ersten Kapitel wird näher auf das neue Unterrichtsfach Biologie, Naturphänomene und Technik (BNT) mit seinen Themen, Methoden und Inhalten eingegangen. Das Schulbuch schließt mit einem Register sowie einer Auflistung der Bildnachweise. Im vorderen Einband findet sich eine Zeichnung, auf der Arbeitsutensilien für Experimente und Versuche abgebildet sind sowie im hinteren Einband ein Webcode, mit dem die digitale Version des Schulbuches online aufgerufen werden kann.
Das Kapitel „Wirbeltiere“ beinhaltet zwölf Doppelseiten zur Landwirtschaft. Auf den ersten thematischen Seiten wird das Rind als Wiederkäuer und Pflanzenfresser behandelt. Mithilfe von Fotos, Texten und Grafiken werden die Zusammenhänge zwischen beiden Aspekten erläutert. Weiterhin finden sich im genannten Kapitel Doppelseiten zum Hausschwein als Allesfresser, zu Pferden als Last- und Nutztiere des Menschen, zum Rind als bedeutendstes Nutztier sowie zum Menschen und seinem Einfluss auf den Lebensraum von Tieren und Wildtieren. Auch auf diesen Seiten wird mit Bildern, Grafiken und verschiedenen Textformen gearbeitet, welche die Eigenschaften und Besonderheiten der einzelnen (Nutz-)Tiere aufzeigen und erklären. Neben diesen Doppelseiten ist das Kapitel mit weiteren Methodendoppelseiten zu landwirtschaftlichen Themen gespickt. So existiert beispielsweise eine Doppelseite mit dem Vorschlag zur Durchführung eines Projekts, das sich mit konventioneller Tierhaltung auseinandersetzt.
Reflexion
In der Analyse der Seiten des Lehrwerks zum Thema „Landwirtschaft“ ist deutlich geworden, dass sie durch eine abwechslungsreiche und anschauliche mediale Gestaltung gekennzeichnet sind. Darüber hinaus bieten sie eine hohe Dichte an Informationen an. Die unterschiedlichen Anpassungsformen der Tiere an die Umwelt und an den Menschen werden für die Schüler dieser Klassenstufe angemessen und anschaulich beschrieben. Durch die qualitativ hochwertigen Bilder ist eine authentische Darstellung der Inhalte gegeben, die durch die beschreibenden Sachtexte unterstrichen wird. Auch die Schaubilder und Grafiken weisen eine gute und zielgruppenadäquate Qualität auf, sodass sie ebenfalls zu einem besseren Verständnis der landwirtschaftlichen Inhalte beitragen. Aus diesen Materialien und den Texten können die Informationen für die Lösung der Aufgaben entnommen werden. Die Aufgaben selbst regen zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit der Thematik an. Die Anpassung des Rindes an die pflanzliche Nahrung durch das Pflanzenfressergebiss sowie der Vorgang des Wiederkäuens im Wiederkäuermagen werden über anschauliche Grafiken dargestellt. Gleiches trifft auch auf die Doppelseite zum Schwein als Allesfresser zu. Die Unterschiede zwischen dem Haus- und Wildschwein können über anatomische Beispiele herausgearbeitet werden. Auch die Rolle des Schweins als Fleischlieferant wird thematisiert. Die Nutzung des Pferdes als Nutz- und Lasttier wird in seiner Dynamik dargestellt, indem sein Einsatz in der Vergangenheit und Gegenwart aufgezeigt wird. Auch auf die Züchtung und die anatomischen Unterschiede zum Rind wird eingegangen. Die Materialien und Aussagen zu den unterschiedlichen landwirtschaftlichen Nutztieren ergänzen sich auf diesen Seiten und beschreiben sie sachlich und detailliert. Insgesamt gelingt es durch die vielfältigen Materialien auf allen Seiten den Schülern einen Einblick in die Anatomie, die Züchtung sowie die Arbeit mit diesen unterschiedlichen Tieren zu geben.
Im Weiteren wird noch einmal besonderer Fokus auf die Arbeit mit dem Rind als landwirtschaftliches Nutztier gelegt. Auf dieser Doppelseite wird eine Unterscheidung zwischen Milch- und Fleischrindern vorgenommen und erklärt. Auch die Rinderhaltung, die der Nutzung angepasst ist, wird thematisiert. Die unterschiedlichen Haltungsformen werden in Massentier-, Mutterkuh-, ökologischer Tier- und Freilandhaltung ausdifferenziert. Durch die anschaulichen Fotos und Abbildungen gelingt auch hier eine altersangemessene Darstellung der Inhalte. Auf den folgenden Doppelseiten findet sich eine Projektseite, die sich vertiefend mit dem Thema der konventionellen Tierhaltung auseinandersetzt. Dazu stellt sie Bilder und Aufgaben bereit. Am Beispiel der Hühnerhaltung werden die unterschiedlichen Haltungsformen gegenübergestellt. Die nebenstehenden Aufgaben sollen bei der Auseinandersetzung mit der Thematik unterstützen und liefern immer wieder Fakten oder Anregungen für Gesprächs- und Diskussionseinstiege. Neben der Hühnerhaltung wird auch auf die Produktion von Schweine- und Rindfleisch eingegangen sowie der Fleischkonsum aus historischer Perspektive reflektiert. Alles in allem ist zu sagen, dass die konventionelle Tierhaltung auf dieser Seite eher negative Konnotationen hervorruft. So wird beispielsweise der Begriff Massentierhaltung statt konventioneller Tierhaltung als Fachbegriff eingeführt und verwendet. Eine sachliche sowie fachlich richtige Darstellung wird durch die Umsetzung dieser anspruchsvollen Thematik in dem vorgeschlagenen „Projekt“ und der entsprechenden Projektseite nur eingeschränkt möglich gemacht und bedarf daher einer umfassenden Planung seitens der Lehrkraft. Eine geschärfte Darstellung, die zu einer vorurteilsfreieren und eigenen Meinungsbildung anregen könnte, ist so nur schwer realisierbar. Wünschenswert wäre an dieser Stelle ein stärkerer Bezug zum regionalen Umfeld, der eine Hoferkundung zu einem konventionellen Tierhaltungsbetrieb vorsieht. Auf diese Weise könnte das Projekt eine angemessene Einbettung erfahren und einem umfassendes Bild vermitteln. Ein weiterer Lebens- und Erfahrungsweltbezug, der beispielsweise zur selbstständigen Recherche über die Herkunft der eigenen (insbesondere tierischen) Nahrungsmittel anregt, ist empfehlenswert.
Auf der Doppelseite „Der Mensch verändert den Lebensraum der Tiere – Wildtiere in der Stadt“ wird das Thema „Landwirtschaft“ unter dem Aspekt der Nutzung von Boden angesprochen. Trotz des angemessenen Zugangs zu dieser Thematik, wird die Landwirtschaft zu stark als Verursacher von Bodenschädigungen herausgehoben. Ihre bedeutende Rolle bei der Erhaltung und dem Schutz des Bodens wird demgegenüber nicht genannt, sodass bei den Lernenden ein einseitiges Bild in diesem Zusammenhang entstehen könnte.
In der Gesamtsicht sind vor allem die altersgemäßen Materialien sowie die Übersichtlichkeit der Seiten positiv zu beurteilen. Auch die im baden-württembergischen Bildungsplan geforderten Kompetenzen lassen sich mit diesem Lehrwerk anbahnen. Obwohl die Seiten ausführliche und wichtige Informationen vermitteln, wären variierende Aufgabenformate und medial vielfältige Arbeitsmaterialien wünschenswert. Ein stärkerer Bezug zur Lebenswelt der Schüler sowie Anregungen zum außerschulischen Lernen wären auf Basis der im Lehrwerk angesprochenen Themen empfehlenswert.
Details Eintrag
- Baden-Württemberg
Das Rind ist ein Pflanzenfresser und ein Wiederkäuer,
Das Hausschwein ist ein Allesfresser,
Pferde – Nutztiere im Wandel,
Das Rind – unser wichtigstes Nutztier,
Projekt: Massentierhaltung,
Der Mensch verändert den Lebensraum der Tiere: Wildtiere in der Stadt.