Einblicke 1 Biologie Niedersachsen
Das Lehrbuch „Einblicke 1 Biologie“ wurde 2007 in der ersten Auflage vom Klett-Verlag herausgegeben. Es ist gültig für die Klassenstufe 5/6 der Real- und Oberschulen des Landes Niedersachsen. Neben dem Schülerbuch sind keine Begleitmaterialien mehr erhältlich, was wohl daran liegen mag, dass es bereits vergleichsweise alt ist. Dennoch kann online ein Stoffverteilungsplan eingesehen werden, der als Strukturierungshilfe für die Lehrkraft dient. Das Thema Landwirtschaft wird vordergründig in den Kapiteln „Menschen halten Tiere“ und „Pflanzen um uns“ angesprochen.
Lernziele und Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler[1] erhalten mit der Bearbeitung der Seiten die Möglichkeit vielfältige Kenntnisse und Fertigkeiten rund um das Thema Landwirtschaft zu entwickeln, die das Kerncurriculum des Landes Niedersachsen vorschreibt. So wird darin gefordert, dass die Schüler die Angepasstheit von Lebewesen an ihre Lebensbedingungen erläutern. Diese Forderung wird vom Schulbuch zum Beispiel auf den Seiten zum Schwein umgesetzt. Darin wird die Abstammung vom Wildschwein und die entsprechende Anpassung des Körpers und des Gebisses beschrieben. Auch die Seiten zum Rind ermöglichen eine entsprechende Thematisierung im Unterricht. Besonders wird hierin auf das Wiederkäuen und die entsprechenden Prozesse sowie das Gehen auf „Zehenspitzen“ und die Geburt von Kälbern eingegangen. Auch im weiteren Kapitel, in dem es um die Pflanzen in einheimischen Regionen geht und die Kartoffel sowie das Getreide betrachtet werden, setzt das Lehrwerk die Forderungen des Curriculums um. Typische Pflanzenarten Deutschlands werden gezeigt und von anderen wie zum Beispiel dem Reis abgegrenzt.
Aufbau und Analyse der Kapitel
Das Lehrbuch steigt zunächst mit einem Wegweiser ein, in dem seine Struktur erläutert wird. Kleine Bilder am oberen linken Rand des Buches zeigen den Inhalt der Kapitel an. Die Einstiegsseiten führen in die Kapitel ein und sind mit Bildern und Fotos gestaltet, sodass die Schüler auf den Inhalt eingestimmt werden. Außerdem findet sich ein Text, der ebenfalls eine einstimmende Funktion besitzt. Danach folgen die Themendoppelseiten, die in den meisten Fällen zur Durchführung einer Unterrichtsstunde gestaltet wurden. Sie wechseln sich mit Sonderseiten ab, die fünf verschiedene Funktionen haben. Zunächst gibt es Lexikon-Seiten, die einen Überblick über bestimmte Oberthemen geben und deren Vielseitigkeit abbilden. Daneben existieren Werkstatt-Seiten, die oftmals handlungsorientiertes Lernen fokussieren. Dazu gehört beispielsweise das Durchführen von Erkundungen oder das Experimentieren mit besonderen Stoffen. Darüber hinaus finden sich Ratgeber-Seiten, die Hinweise für den Alltag geben – zum Beispiel zur gesunden Ernährung oder zu Sportübungen. Methoden-Seiten stellen das Aneignen von fachspezifischen und fachübergreifenden Arbeitsweisen in den Mittelpunkt. Auf den Durchblick- oder Abschluss-Seiten erhalten die Schüler die Möglichkeit, das in den Kapiteln erlernte Wissen zu überprüfen. Kleine Rätsel und tiefergehende Fragen dienen der Wiederholung und Festigung des Gelernten. Ferner arbeitet das Lehrwerk mit Randnotizen auf der rechten Seite. Dort werden die zentralen Aussagen der Seite, wichtige Tipps, fachübergreifende Hinweise und Aufgaben zu den jeweiligen Seiteninhalten gegeben. Ganz unten auf der Seite finden sich Zusatzinformationen für die Schüler, die auch der Differenzierung dienen können.
Es folgt das Inhaltsverzeichnis. Darin sind die sieben Kapitel mit Titel und Unterkapiteln angeführt. Im Weiteren werden die Kapitel eins: „Menschen halten Tiere“ und Kapitel vier: „Pflanzen um uns“ genauer betrachtet. Im ersten Kapitel sind es die Seiten „Bauernhof unter der Lupe“, eine Werkstatt-Doppelseite zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung einer Erkundung zu einem außerschulischen Lernort, „Erst schlucken, dann kauen“, in denen es am Beispiel des Rindes um die Prozesse des Wiederkäuens geht, „Nutztier Rind“, wo die Haltung der Tiere und ihre Nutzung beleuchtet werden, sowie die Seiten „Wildschwein und Hausschwein“, die die Anpassung von Tieren an ihren Lebensraum und die Haltung von Schweinen betrachtet werden, thematisiert. Auch die Seiten des vierten Kapitels zur Kartoffel – „Rund um die Kartoffel“, die die Vermehrung der Pflanze sowie den Anbau in den Blick nimmt und die Seiten „Vom Gras zum Getreide“, die das Kultivieren von Wildpflanzen darlegen, werden analysiert. Die übrigen Seiten des Lehrwerkes behandeln die Themen der Landwirtschaft nur randlich. Aus diesem Grund wird im Folgenden nicht weiter darauf eingegangen.
Reflexion
Die Seiten sind insgesamt sehr anschaulich und schülergerecht gestaltet. Besonders die vielen Bilder und Grafiken sind zu betonen, denn sie erleichtern den Zugang und regen die Vorstellungskraft der Schüler an. Die Texte sind gegliedert, kurz und leicht verständlich geschrieben. Zur Differenzierung wird häufig noch ein kurzer weiterer Text angeboten, der im Sinne einer quantitativen Differenzierung von stärkeren Schülern bearbeitet werden kann. Die Aufgaben sind taxonomisch gegliedert, sodass sie vom Schwierigkeitsgrad ansteigen. Sie können mit Hilfe des Textes und der übrigen Materialien beantwortet werden und regen zur weiteren Auseinandersetzung mit den Themen an, könnten aber besser operationalisiert sein. Motivierend wirkt für die Schüler die kleine Zusammenfassung in Form von Merksätzen, die rechts oben auf jeder Doppelseite zu finden sind. Das Wichtigste wird so für die Schüler angemessen zusammengeführt und „lernfertig aufbereitet“.
Beginnend mit der Doppelseite zur Erkundung eines landwirtschaftlichen Betriebes kann gesagt werden, dass es sich dabei um eine Werkstatt-Seite handelt. Die Schüler bekommen konkrete Anhaltspunkte über mögliche thematische Schwerpunkte, die sie während der Erkundung bearbeiten können. Außerdem wird, auch bedingt durch den handlungsorientierten Charakter der Seiten, die gemeinsame Gestaltung eines Handlungsproduktes (Gestaltung einer Ausstellung) vorgeschlagen. Der skizzierte Bauernhof verdeutlicht nicht die Größenordnung moderner Betreibe, was dem Alter der Publikation zugeschrieben werden kann. Dennoch lässt die Doppelseite einen Überblick über die bestehenden landwirtschaftlichen Wirtschaftszweige vermissen, in dem mögliche unterrichtliche Erkundungsziele deutlich werden. So entsteht der Eindruck, dass lediglich Betriebe mit Rindern und Milchviehbetriebe besucht werden sollten. Die Verteilung der Aufgaben ist jedoch sehr gelungen und motivierend dargestellt.
Die Doppelseite zum Rind als Wiederkäuer ist durch verschiedene Schemata zum Aufbau einzelner Organe des Tieres gekennzeichnet. Anschaulich wird den Schülern die Bedeutung der einzelnen Organe bei der Verdauung der Tiere aufgezeigt. Die Texte unterstützen durch ihre geschickte Untergliederung das Aneignen der Sachverhalte und ermöglichen einen Einblick in den Körperbau des Rindes. Durch das Hervorheben zentraler Fachbegriffe und die Merksätze auf der rechten Seite wird den Schülern das Wichtigste transparent dargelegt.
Es folgt die Doppelseite zum Nutztier Rind. Darin wird zunächst die Haltung der Tiere thematisiert. Gepaart mit vielen Bildern wird die Weidehaltung als optimale Form der Haltung dargestellt. Die Beschreibungen der Stallhaltung sind hingegen vornehmlich nüchtern und negativ konnotiert. Zur Nutzung wird erläutert, dass alle Produkte vom Rind verwendet werden. Neben den Milchprodukten wird auch auf die Nutzung von Talg, Knochen und Haaren eingegangen. Diese Darstellung wirkt sehr antiquiert, da die Produktion in Wertschöpfungsketten zu einer weit gefächerten Produktpalette nicht beschrieben wird. Schwierig ist auch die Darstellung des Transportes zum Schlachthof und die des Schlachtens durch die unpassende Bildauswahl. Weder im Text noch in den Aufgaben werden diese Themen aufgegriffen. An dieser Stelle gestaltet es sich für Lehrkräfte sehr schwierig, einen wertneutralen Zugang zu den Sachverhalten zu ermöglichen. Zudem wären für einen Bezug zur Lebenswelt der Schüler Fotos vorteilhafter als die hier gewählten Zeichnungen der tierischen Produkte.
Die Doppelseite zum Hausschwein gestaltet sich ähnlich wie die vorausgegangenen Seiten. Gut gegliederte Texte und anschauliche Schemata ermöglichen einen guten Zugang für die Schüler. Problematisch ist auch hier die Darstellung der Haltung von Schweinen zu sehen. Es erfolgt eine negative Beschreibung der konventionellen Tierhaltung unter dem Begriff der Massentierhaltung. Durch die Bildauswahl entsteht ein unrealistischer Gesamteindruck der Schweinehaltung. Ferner ist das Bildmaterial zu kritisieren, in dem auf den Platzmangel angespielt wird. Auch die Aufgaben betrachten die konventionelle Tierhaltung unter einem negativen Licht und tragen nicht zu einer vorurteilsfreien Aneignung der Sachverhalte bei.
Im Kapitel „Pflanzen um uns“ wird auf die Kartoffel als Nutzpflanze eingegangen. Beginnend mit dem Setzen der Kartoffeln unterscheidet sie sich von anderen Nutzpflanzen. Aspekte der Vermehrung sowie die Herkunft der Pflanze werden angesprochen. Schließlich wird der Kartoffelkäfer als bedeutender Schädling thematisiert, der aus Amerika eingewandert ist und vielfach für große Schäden an den Beständen sorgt. Die Ernte dieser bedeutenden Nutzpflanze wird in einem Bild dargestellt, die Aufgaben nehmen jedoch keinen Bezug auf den Ernteprozess.
Insgesamt zeigt sich, dass das Lehrbuch die landwirtschaftlichen Sachverhalte wie moderne Tierhaltung oder spezialisierte Landwirtschaft nur in Teilen abbildet, was unter anderem auf das Alter zurückgeführt werden kann. Obwohl sich das Lehrwerk durch anschauliche Bilder und eine angemessene Schülernähe auszeichnet, lässt es doch mit Blick auf die genannten Probleme, eine wertneutrale Darstellung vermissen. Dies wird insbesondere an den gewählten Fotos und den entsprechenden Bildunterschriften zur Tierhaltung und -transport deutlich. Es empfiehlt sich daher umso mehr die Erkundung eines landwirtschaftlichen Betriebes, auf dem die beschriebenen Dinge direkt vor Augen geführt und erfahrbar gemacht werden können.
[1] Im Folgenden wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf die weibliche Form verzichtet.
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